Nach Vorwürfen: Islamische Hochschulgruppe vor Uni-Präsidium einbestellt

Die Islamwoche an der Kieler Christian-Albrechts-Universität sorgt weiter für Kritik. Nun zeigt die Uni-Leitung, dass sie die Vorwürfe ernst nimmt. Zunächst will sie alle Seiten hören.

Nach Vorwürfen um angeblich islamistische, antisemitische und frauenfeindliche Vorfälle während der Islamwoche der Kieler Christian-Albrechts-Universität (CAU) hat das Präsidium die islamische Hochschulgruppe einbestellt. „In der nächsten Woche möchten wir gerne aus Sicht der Hochschulgruppe hören, wie die Veranstaltung geplant war und wie sie tatsächlich durchgeführt wurde“, sagte Catherine Cleophas, Vizepräsidentin für digitale Transformation, Gleichstellung und Diversität an der CAU.

Die Islamische Hochschulgruppe Kiel (IHG) hatte vom 5. bis 9. Mai eine Aktionswoche veranstaltet. Laut „Kieler Nachrichten“ gab es danach hochschulintern Beschwerden über eine geschlechtergetrennte Sitzordnung. Augenzeugen berichteten, dass Männer und Frauen dazu aufgerufen worden seien, unterschiedliche Eingänge zu nutzen und getrennt voneinander Platz zu nehmen. Frauen sollten sich nach hinten setzen, Männer nach vorne. Außerdem hätten Besucher antisemitische Aufkleber auf Laptops ausgemacht.

Universität stärker sensibilisiert

Cleophas betonte, die Vorwürfe entsprächen in keiner Weise den Leitsätzen der Universität. Bis diese geklärt seien, lasse die Universität zunächst die Anerkennung der IHG ruhen, wodurch die Gruppe auf Privilegien wie etwa die Raumbuchung verzichten müsse. Sollten die Vorwürfe stimmen, würden sie die Anerkennung dauerhaft verlieren. 

Konsequenzen gegen einzelne Personen durch die Teilnahme an der Veranstaltung stünden hingegen nicht im Raum. Der Vizepräsident für Studium und Lehre an der Uni, Markus Hundt, erklärte: „Es ist auch ein bewährter Grundsatz, dass man alle Parteien hört, bevor man dann zu einem Urteil kommt.“ 

Insgesamt gebe es an der CAU 85 eingetragene, akkreditierte Hochschulgruppen und bisher konnte davon ausgegangen werden, dass diese den Wertekanon der Uni teilen. „Wir verstehen uns als demokratische Hochschule, die für Freiheit, Vielfalt, Antidiskriminierung und Toleranz steht“, sagte Hundt.

Hochschulgruppe sieht Aspekte aus dem Zusammenhang gerissen

Die IHG distanzierte sich in dem Bericht von jeglicher Form des Antisemitismus. Die Vorwürfe basierten auf aus dem Zusammenhang gerissenen Einzelaspekten der Aktionswoche. Einen Zwang zur Geschlechtertrennung habe es nicht gegeben. Auf eine Anfrage reagierte die Gruppe zunächst nicht.

Günther: Frauen an den Rand zu drängen, inakzeptabel 

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) betonte am Mittwoch: „Geschlechtertrennung, antisemitische Botschaften und das Verbreiten extremistischer Ideologien haben an unseren Hochschulen keinen Platz, und sie widersprechen fundamental den Werten unseres demokratischen Rechtsstaates.“ Er forderte eine schnellstmögliche Aufklärung.