Sabine Bohlmann stand für „Marienhof“ vor der Kamera und hat danach „genau das gefunden, was mich richtig glücklich macht“, wie sie verrät.
„Ich denke, ich habe jetzt genau das gefunden, was mich richtig glücklich macht“: Ex-„Marienhof“-Star Sabine Bohlmann (56) feiert als Kinderbuchautorin große Erfolge. In der ehemaligen ARD-Serie war die Schauspielerin und Autorin, die seit Jahrzehnten auch Lisa Simpson als Synchronsprecherin ihre Stimme leiht, ab 1992 als Jenny Busch zu sehen. Danach hat sie mit den Grauses, Willow, Frau Honig oder dem kleinen Siebenschläfer ihre eigenen Figuren für ihre Bücher erschaffen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt Bohlmann, die nun auf dem White Ravens Festival der Internationalen Jugendbibliothek (13. – 17. Juli) in München auftritt, über die Rückschläge auf ihrem Weg zum Erfolg und wie ihr die Verfilmung ihres Buches „Ein Mädchen namens Willow“ gefällt.
Sie sind inzwischen eine erfolgreiche Kinderbuchautorin und beim White Ravens Festival der Internationalen Jugendbibliothek dabei. Was macht dieses Event für Sie aus?
Sabine Bohlmann: Ich freue mich schon sehr. Ich bin ja Münchnerin und somit ist die Bibliothek in der Blutenburg mir schon immer ein Begriff. Hinzu kommt, dass ich in der Blutenburg Kapelle geheiratet habe. Auf dem Festival war ich bereits vor vielen Jahren mit meinen Kindern – allerdings als Zuhörer.
Was stellt in Ihrem Job als Kinderbuchautorin das Schönste und das Wichtigste für Sie dar?
Bohlmann: Erst die Begegnung mit meinen neu erfundenen Charakteren und dann die Begegnung mit den Kindern, die meine Geschichten lesen.
Wie viele Rückschläge mussten Sie als Kinderbuchautorin verkraften, bis die Leserinnen und Leser beziehungsweise ein Verlag angebissen haben? Und was hat Sie motiviert, dranzubleiben und weiterzuschreiben?
Bohlmann: Ach je, viele. Ich habe einen dicken Ordner mit gesammelten Absagen. Erst wollte kein Verlag meine Geschichten drucken, dann, als es endlich so weit war, haben es meine ersten Bücher nicht in die Läden geschafft und es dauerte lange, bis endlich eines erfolgreich war. Und dann noch eines und noch eines… Ich habe irgendwie immer an meine Geschichten geglaubt und daran, dass es eines Tages klappen würde.
Was war es für ein Gefühl, als letztendlich der Erfolg da war?
Bohlmann: Das ging in meinem Fall ja sehr schleichend und nicht von jetzt auf gleich. Ich konnte mich langsam daran gewöhnen, weil alles langsam gewachsen ist – ich glaube, eine sehr gesunde Art des Erfolgs, weil man den Erfolg wirklich zu schätzen weiß.
Machen Sie sich Sorgen darüber, dass die Lesefreude bei Kindern und Jugendlichen abnimmt in Zeiten von Social Media, Spielekonsolen und Co.?
Bohlmann: Ich glaube, das hätte doch schon längst passieren müssen. Wenn jetzt noch so viele Kinder lesen, wird es auch weiter so sein. Trotzdem müssen wir viel dazu tun. Vorleben und vorlesen, vorlesen, vorlesen. Habe ich schon vorlesen gesagt?
„Ein Mädchen namens Willow“ hat gerade im Kino für Furore gesorgt. Sie waren in einer Gastrolle dabei. Wie war es für Sie, die Figuren auf der Leinwand zu sehen? Fällt es einfach, als Autorin den Stoff „loszulassen“?
Bohlmann: Erstmal muss ich sagen, dass ich den Film sehr liebe. Und sehr, sehr zufrieden mit dem Ergebnis bin. Die Figuren waren genauso, wie ich sie mir vorgestellt habe. Natürlich muss man sich hier und da von einigen Dingen verabschieden, aber da ich ja auch aus der Filmbranche komme, konnte ich immer gut verstehen, wieso. Wir haben auch gemeinsam Lösungen gesucht. Die größte Veränderung war Grimmoor das Hexenbuch, das in meinem Roman nur ein Buch ist, das seine Meinung schreiben kann. Im Film wurde aus dem Buch ein Buchmensch mit Papierseiten-Kleidung, Papierhut und Papiergesicht. Großartig und liebevoll gespielt von Max Giermann.
Sie sind ausgebildete Schauspielerin und standen viele Jahre für „Marienhof“ vor der Kamera. Wie denken Sie an diese Zeit zurück?
Bohlmann: Es war eine schöne Zeit, an die ich sehr gerne zurückdenke. Aber das ist schon so lange her, ich bin jetzt wo angekommen, wo ich mich viel wohler fühle. Ich denke, ich habe jetzt genau das gefunden, was mich richtig glücklich macht.
Haben Sie noch Kontakt zu ehemaligen „Marienhof“-Kollegen?
Bohlmann: Ja, natürlich. Immer mal wieder steht plötzlich ein ehemaliger Kollege oder eine ehemalige Kollegin vor mir nach einer meiner Lesungen oder wir laufen uns zufällig über den Weg oder schicken uns hin und wieder Nachrichten. Die Welt ist ja klein und es waren in zehn Jahren „Marienhof“ so viele liebe Menschen, denen man begegnet ist.
Als Synchronsprecherin leihen Sie Lisa Simpson seit über 30 Jahren Ihre Stimme. Hätten Sie gedacht, dass Sie diese Figur so lange begleitet?
Bohlmann: Niemals. Wer konnte denn schon damit rechnen, dass es eine Zeichentrickserie gibt, die über 36 Jahre läuft.
Auch Figuren wie die Maulende Myrte aus „Harry Potter“ haben Sie gesprochen. Ist es Fluch oder Segen, dass viele Menschen nur Ihre Stimme erkennen?
Bohlmann: Ich finde es schön. Man ist irgendwie berühmt, aber irgendwie auch gar nicht. Man kann überall herumlaufen, ohne erkannt zu werden, das ist doch eigentlich eher gut.
Welche Projekte stehen bei Ihnen in den nächsten Monaten an?
Bohlmann: Gerade schreibe ich an einem dritten Band „Willkommen bei den Grauses“, außerdem werde ich im Herbst mit einem sechsten Band von Willow beginnen. Ich bin auf dem White Ravens Festival und auf dem Käpt’n Book Festival in Bonn und da der Siebenschläfer dieses Jahr zehn Jahre alt geworden ist, wird es auch im Theater für Kinder in München ein paar Siebenschläfer-Auftritte geben. Es gibt also viel zu tun und ich freue mich auf alles.
Das ist das White Ravens Festival
Das 8. White Ravens Festival für Internationale Kinder- und Jugendliteratur findet vom 13. bis 17.07.2025 statt. Unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft und Kunst werden fünf Tage lang Autorinnen und Autoren aus dem In- und Ausland aus ihren Kinder- und Jugendbüchern lesen, Workshops leiten und in Podiumsgesprächen über sich und ihre Arbeit sprechen. Hauptveranstaltungsort des Festivals, weltweit eines der größten Events für Kinderliteratur mit internationaler Besetzung, ist Schloss Blutenburg in München, Sitz der Internationalen Jugendbibliothek. Die Veranstaltung wird am Sonntag, den 13. Juli, mit einem großen Familienfest eröffnet.