In ihren Memoiren erzählt die neuseeländische Ex-Ministerpräsidentin Jacinda Ardern von ihrem ungewöhnlichen Weg an die Macht. Aber sie gibt auch persönliche Einblicke – etwa zu Hormonspritzen.
Neuseelands Ex-Ministerpräsidentin Jacinda Ardern war 2018 erst die zweite Regierungschefin weltweit, die im Amt Mutter wurde. Dass sie sich für ihren Kinderwunsch während des Wahlkampfes 2017 Hormone spritzte, verrät sie in ihrem Memoir „A Different Kind of Power“. Das viel gelobte Werk über ihren ungewöhnlichen Werdegang, das kürzlich auch auf Deutsch im btb Verlag (Penguin Random House Verlagsgruppe) erschien, ist bereits ein New York Times Bestseller.
„Ich war damals 36 Jahre alt und Realistin“, schreibt die heute 44-Jährige, die als Tochter von Mormonen in einfachen Verhältnissen aufwuchs. Als sie nach ein paar Monaten nicht von ihrem Partner, dem Radio- und TV-Moderator Clarke Gayford, schwanger gewesen sei, habe sie ärztlichen Rat gesucht. Fruchtbarkeitsbehandlungen machten eine Menge Arbeit, schreibt sie in dem Buch und berichtet von „zahllosen Injektionen“, Blutuntersuchungen und Terminen.
„Das alles zu terminieren, während ich Abgeordnete war, fühlte sich unmöglich an“, erinnert sie sich. Gleichzeitig berichtet sie von der riesigen Community an Frauen, die ihr Schicksal teilen – und von ihrer Entscheidung, die Hormonspritzen geheim zuhalten. „Als Abgeordnete und stellvertretende Parteichefin in einem Wahljahr war das Letzte, was ich brauchen konnte, dass meine Fruchtbarkeitsbehandlung öffentlich wurde.“
Gratwanderung zwischen Politik und Mutterschaft
Als im Juni 2018 Töchterchen Neve zur Welt kam, war Jacinda Ardern nach Benazir Bhutto aus Pakistan erst die zweite Regierungschefin, die während ihrer Amtszeit ein Kind zur Welt brachte. Sechs Wochen nach der Geburt beendete sie bereits die Babypause. Auch über die anschließende schwierige Gratwanderung zwischen Weltpolitik und Muttersein schreibt sie ausführlich.
Vor allem für ihren Umgang mit dem blutigen Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch mit mehr als 50 Toten im Jahr 2019 erntete Ardern weltweit Anerkennung. Auch führte sie ihr Land durch die Corona-Pandemie, bevor sie 2023 wegen Erschöpfung ihren Rücktritt ankündigte. „Ich habe nichts mehr im Tank“, erklärte sie damals. Über diese schwierige Entscheidung reflektiert sie in ihrem Buch ebenfalls eingehend.
Vor allem geht es in Arderns 480 Seiten starken Memoiren aber darum, wie in der heutigen Zeit eine andere Art des politischen und gesellschaftlichen Miteinanders verwirklicht werden kann. Es geht um Empathie und Gerechtigkeit. Der Verlag bezeichnet Ardern denn auch als „Ikone des Female Empowerment“, als Hoffnungsträgerin – und als Mutmacherin für Menschen in aller Welt.