Extreme Hitze, kaum Regen: Baden-Württemberg kämpft teils mit Rekordwerten an seinen Gewässern. Wie gefährlich wird das für Mensch und Tier?
Wegen ungewöhnlich tiefer Pegelstände in Flüssen und Seen müssen Bürgerinnen und Bürger örtlich mit Einschränkungen bei der Wassernutzung rechnen. In einigen Landkreisen gelten diese schon, wie die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) in Karlsruhe mitteilte. Dort ist das Niedrigwasser-Informationszentrum angesiedelt.
„Die Trockenheit hat sich in diesem Jahr sehr früh eingestellt, ungewöhnlich ist die signifikante Niedrigwasserlage der Oberflächengewässer bereits jetzt, Ende Juni – Anfang Juli“, sagte LUBW-Präsident Ulrich Maurer laut Mitteilung.
Den Daten zufolge herrschen derzeit extrem niedrige Wasserstände in Baden-Württemberg, weil seit Februar zu wenig Niederschlag falle. Der Wasserstand am Oberrhein-Pegel Maxau etwa habe am Montag bei 411 Zentimetern gelegen und damit deutlich unter dem langjährigen Mittelwert von 523 Zentimetern.
Der Wasserstand des Bodensees am Pegel Konstanz habe 345 Zentimeter betragen und damit rund 62 Zentimeter unter dem mittleren Wert für Ende Juni gelegen. Ein niedrigerer Wasserstand wurde demnach zuletzt im Jahr 2005 verzeichnet.
Überflutungen bei Starkregen möglich
„Parallel zur aktuell ausgeprägten Niedrigwasserlage können sich in den kommenden Tagen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Baden-Württemberg lokal teils extreme gewittrige Starkniederschläge entwickeln“, erläuterte Maurer. „Diese fallen auf trockene Böden oder versiegelte Flächen, die das Wasser nicht aufnehmen können.“
Bei den angekündigten Gewittern könnten die Wasserstände kurzfristig teils stark ansteigen, warnte die LUBW. Bei extremen Starkregenereignissen könne die Kanalisation auch abseits von Gewässern überlastet sein. Straßen, Keller, Unterführungen, Tiefgaragen sowie Verkehrswege könnten überflutet werden.
Lokale Schauer und Gewitter reichten wiederum jedoch nicht aus, um die akute Niedrigwasserlage im Land nachhaltig zu beenden, erklärten die Fachleute.
Folgen für Flora und Fauna
An 19 der 26 Messstationen in Rhein, Neckar, Donau und einigen Zuflüssen wurden den Angaben nach am 30. Juni zudem Wassertemperaturen gemessen, die die bisherigen Höchstwerte für diesen Kalendertag übertroffen haben. Den landesweiten Höchstwert verzeichnete am Montag demzufolge die Donau bei Immendingen (Landkreis Tuttlingen) mit mehr als 28 Grad.
Der Sauerstoffgehalt in den Gewässern reiche noch aus, um Fischsterben in größerem Maße entgegenzuwirken, hieß es. „Trotzdem kann mit Fischsterben in einzelnen Gewässern gerechnet werden, wenn Gewässerabschnitte trockenfallen oder Fische aus zu heißen Bereichen nicht ausweichen können.“
Auch Pflanzen sind gefährdet: Besonders im nördlichen Landesteil und im Neckargebiet herrscht nach den Berechnungen der LUBW schon eine Situation, die Trockenstress für die Vegetation verursache.
„Die Hitze, die wir in diesen Tagen erleben, und der ausbleibende Regen sind Phänomene, die in dieser Ausprägung neu sind“, sagte Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) der Mitteilung zufolge. Eine Wassermangelstrategie des Landes solle helfen, Wasser zu schützen, den Umgang mit Wasser nachhaltig zu gestalten und die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser zu sichern.