Mehr als drei Jahre ruhte wegen Bauarbeiten der Flugbetrieb am Luftwaffenstützpunkt im ostfriesischen Wittmund. Nun sind die ersten Kampfjets zurück – gebaut wird auf dem Gelände aber weiter.
Künftig wird es über dem Himmel in Ostfriesland wieder öfter mal laut: Nach mehr als drei Jahren Pause operieren die Eurofighter des Luftwaffengeschwaders 71 „Richthofen“ wieder vom Luftwaffenstützpunkt in Wittmund. Die Luftwaffe verlegte die ersten sechs Kampfjets vom Luftwaffenstützpunkt Laage (Landkreis Rostock) zurück nach Niedersachsen. Dort war das Geschwader vorübergehend seit Anfang 2022 stationiert, weil der Wittmunder Nato-Luftwaffenstützpunkt umfassend saniert wird – dazu musste der Flugbetrieb pausieren.
Der Boss landet als Erster
Geschwaderkommodore Oberst Björn Andersen landete den ersten Eurofighter nach einem Formations-Überflug auf der neuen Landebahn. „Back again“ (Deutsch: „wieder zurück“) war auf seinem extra für den sogenannten „Fly in“ rot-schwarz folierten Eurofighter geschrieben. „Man ist das ein geiles Gefühl“, sagte Andersen, nachdem er aus seinem Jet gestiegen war. Viele Familienangehörige, Freunde und Kameraden waren an den Flugplatz Wittmundhafen gekommen, um die Eurofighter-Besatzungen zu begrüßen.
„Wir sind wieder zuhause nach fast dreieinhalb Jahren Abwesenheit“, sagte Andersen. Trotz der langen Verlegung an den Stützpunkt des Schwesterverbandes, des Luftwaffengeschwaders 73 „Steinhoff“ in Laage, habe sein Geschwader es geschafft, gemäß dem Auftrag, den deutschen Luftraum abzusichern. „Die letzten Jahre waren für uns alle und vor allem für unsere Familien eine große Belastung und führten uns teilweise bis an die Belastungsgrenzen.“ Mit den Jets kehren nun die 950 Soldatinnen und Soldaten und zivilen Mitarbeiter nach und nach an ihren Heimatflughafen zurück.
„Das ist für uns ein riesiger Moment als Verband“, sagte auch der stellvertretende Geschwaderkommodore, Sebastian Fiedler. „Wir sind in den letzten fast dreieinhalb Jahren fünf Millionen Kilometer gependelt. Wir haben 10.000 Flugstunden nicht an unserem Heimatflugplatz geflogen“, sagte Fiedler.
Alarmrotte kommt später zurück
Der Luftwaffenstützpunkt in Wittmund ist einer von vier Eurofighter-Standorten der Luftwaffe in Deutschland. Dort ist normalerweise auch die nördliche Alarmrotte zur Absicherung des deutschen Luftraums stationiert. Diese Flieger werden vorerst noch in Rostock-Laage bleiben, voraussichtlich bis zum vierten Quartal 2026, wie die Luftwaffe mitteilte. Dann soll der Flugbetrieb in Wittmund in vollem Umfang wieder aufgenommen sein. Die Abfangjäger sichern den deutschen Luftraum ab. Ihre Aufgabe ist es, binnen Minuten mit zwei Eurofightern aufzusteigen.
Der erste Flugbetrieb soll im August in Wittmund anlaufen. Dann sind die Bauarbeiten auf dem Flugplatz allerdings noch lange nicht abgeschlossen. Durch Investitionen von rund 774 Millionen Euro in die Infrastruktur soll Wittmund nach Angaben des Staatlichen Baumanagements in der Region Nord-West bis 2032 der modernste Militärflughafen Deutschlands werden.
Neue Wachgebäude, Hallen und Shelter
Schon seit 2019 wird der Militärflugplatz im Auftrag des Bundes umfassend saniert – zunächst im laufenden Betrieb. Die Modernisierung ist nach Angaben der Bundeswehr nötig, da die Infrastruktur nach mehr als 60 Jahren nicht mehr den Anforderungen an den Flugbetrieb der Eurofighter gerecht wurde. Dieser Kampfjet-Typ wurde ab 2013 in Wittmund stationiert und ersetze die Phantom F-4. Insgesamt verfügt das Richthofen-Geschwader über 35 Eurofighter.
„Der Zustand ist hier schon teilweise sehr desolat“, sagte Maike Middelkampf, Leiterin der Regionalstelle des Staatlichen Baumanagement mit Blick auf die alte Flughafeninfrastruktur aus den 1960er Jahren. „Infrastruktur der Bundeswehr, wissen wir alle, ist über Jahre kaputtgespart worden. Das ist natürlich ein Riesenaufwand das jetzt innerhalb der kurzen Zeit wieder aufzubauen.“ Dabei müsse die Bundeswehr auch Prioritäten setzen.
Um die drei Kilometer lange Start- und Landebahn zu erneuern, mussten die Eurofighter Anfang 2022 abziehen. Bei der Modernisierung wurden auch die Befeuerungsanlagen und die Rollbahnen vollständig erneuert. Die Kosten allein für die Landebahn beziffert das Baumanagement auf rund 155 Millionen Euro.
Außerdem wurden auch Wachgebäude, Flugzeug-Shelter, also Abstellhallen für die Eurofighter, Instandsetzungshallen für die Wartung der Maschinen und eine Waffenkammer neu gebaut. Neu ist auch eine Lärmschutzhalle, in der die Eurofighter-Triebwerke überprüft werden. „Es ist wirklich der erste Prototyp, der für den Eurofighter gebaut wurde“, sagte Middelkampf. Eine riesige Absauganlage und Kulissenschalldämpfer sollen dafür sorgen, dass Geräuschemissionen außerhalb des Gebäudes erheblich reduziert werden.
Ein Großteil dieser Bauvorhaben sei bereits fertig oder befinde sich in der „Realisierungsphase“, teilte die Bundeswehr mit. Insgesamt sollen die Bauarbeiten auf dem Gelände aber noch bis in die 2030er Jahre dauern.