Eine Gruppe Jugendlicher verletzte in Hannover Anfang Juni einen Schwimmmeister. Die Zahl der Straftaten in Schwimmbädern ist in Niedersachsen landesweit gestiegen. Was ist der Grund dafür?
In niedersächsischen Schwimmbädern und an Badestellen sind im vergangenen Jahr 1.890 Straftaten registriert worden. Fast die Hälfte waren Diebstahlsdelikte, teilte das Landeskriminalamt (LKA) in Hannover auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Ermittelt wurde zudem häufig wegen einfacher Körperverletzung und Sachbeschädigung. Zudem wurden 116 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung – zum Beispiel sexuelle Belästigung – erfasst.
Im Jahr 2023 wurden weit weniger Fälle mit dem Tatort Schwimmbad gezählt – nämlich insgesamt 1.175 Delikte. Dies liegt laut LKA daran, dass erst seit vergangenem Jahr der Tatort verpflichtend in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) angegeben werden muss.
Streetworker sollen ansprechbar sein für Jugendliche
Wie eine dpa-Umfrage in den größten niedersächsischen Städten und Bremen ergab, wird die Kriminalität in Freibädern nicht als gravierendes Problem eingeschätzt. Dennoch engagieren die Kommunen vielerorts an besonders heißen Tagen zusätzliches Sicherheitspersonal für die Freibäder, weil dann mit großem Andrang zu rechnen ist.
Am 22. Juni war im Lister Bad in Hannover ein Rettungsschwimmer im Gesicht verletzt worden. Er soll aus einer Gruppe von Jugendlichen heraus angegriffen und ins Gebüsch gestoßen worden sein. Hintergrund war nach bisherigen polizeilichen Ermittlungen ein Streit um die Öffnung des Sprungturmes. Daraufhin kündigte die Stadt zusätzliche Maßnahmen an, um die Sicherheit sowohl für Gäste als auch für Mitarbeitende zu gewährleisten.
Unter anderem sollen in dem betroffenen Bad noch bis Ende der Sommerferien Jugendsozialarbeiter – sogenannte Streetworker – eingesetzt werden. Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) sagte: „Wir setzen auf Dialog, Präsenz und ein respektvolles Miteinander. Klar ist aber auch: Wer meint, in unseren Freibädern Grenzen überschreiten zu können, der hat dort nichts zu suchen.“
Stadt Oldenburg: Respekt gegenüber Mitarbeitenden sinkt
Eine Sprecherin der Stadt Oldenburg sagte, dass die angezeigten Straftaten im Olantis-Freibad seit einigen Jahren auf dem gleichen Niveau bleiben. „Was jedoch auffällt ist, dass der Respekt gegenüber den Mitarbeitenden in den vergangenen Jahren immer weiter abgenommen hat. Diese werden teilweise bedroht, ausgelacht und verachtet.“ Das Freibad-Publikum sei ein Querschnitt der Gesellschaft. „Zudem nimmt die Aufsichtspflicht für die Kinder seitens der Eltern ab, man verlässt sich komplett auf die Mitarbeitenden und das Team Aufsicht“, kritisierte die Sprecherin.
In den Freibädern Bremens hat sich laut Polizei im Vergleich zu den Vorjahren nichts verändert. Demnach wurden 2024 insgesamt 64 Straftaten mit dem Tatort Schwimmbad registriert, elf weniger als im Vorjahr. Hauptsächlich handele es sich um Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und Hausfriedensbruch sowie Diebstähle, hieß es.