Nordsee-Erhebung: Die Nordsee unter der Lupe – Schiff startet in Bremerhaven

3.500 Seemeilen, dreieinhalb Wochen, ein Ziel: Das Schiff „Atair“ vermisst die Nordsee. Was die Daten über den Zustand des Meeres verraten sollen.

Mit einem Schiff wird in diesem Sommer die gesamte Nordsee von der Deutschen Bucht bis zu den Shetlandinseln vermessen. Das Forschungsschiff „Atair“ legt heute in Bremerhaven ab, wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mitteilte. Die Behörde erhofft sich Messdaten, um den Zustand der Nordsee präzise erfassen zu können.

Das Schiff soll die Nordsee auf einer Strecke von 3.500 Seemeilen dreidimensional vermessen. Innerhalb von dreieinhalb Wochen führt die Reise von Bremerhaven über den dänischen Hafen Thyborøn bis in das schottische Aberdeen. Dabei soll mit verschiedenen physikalischen und chemischen Messsystemen der Zustand des Meeres von der Oberfläche bis zum Boden erfasst werden. „Die Daten können wir nur innerhalb einer mehrwöchigen Fahrt erheben“, erklärt Dagmar Kieke vom BSH. 

Das Forschungsteam möchte den Zustand der Nordsee diesen Sommer beschreiben: Wie warm ist es? Wie salzreich ist es in welcher Region? Wie ist der Sauerstoff-Gehalt? Dafür untersuchen die Wissenschaftler zusammen mit dem Helmholtz-Zentrum Hereon mehr als 20 Umweltparameter. 

Vergleich mit historischen Daten

„Zu den wichtigsten Parametern zählen hierbei die Wassertemperatur und der Salzgehalt“, sagte Kieke. „Nach dieser Reise führen wir die aktuellen Messungen mit Messungen früherer Jahre zusammen.“ Die ältesten Daten stammen aus dem Jahr 1998. 

„Die Daten der letzten drei Jahre zeigen klar den Einfluss der Flüsse, wie Elbe und Rhein, auf die Nordsee“, berichtet die Wissenschaftlerin. „Zu sehen ist, wie sich die durch die Flüsse eingetragene Menge an Süßwasser, die in den letzten zwei Jahren erhöht war, von der Oberfläche bis zum Boden großräumig verteilt hat und den Salzgehalt reduziert.“

Temperatur der Nordsee steigt

Unabhängig von der Forschungsreise analysiert das BSH wöchentlich die Temperaturen an der Wasseroberfläche. Im Frühjahr stieg die Temperatur der Nordsee auf durchschnittlich 8,7 Grad – die höchste seit Beginn der Datenerhebung. Aus Sicht der Forscher ein Indiz für den Klimawandel.

„Für ein ganzheitliches Bild der Nordsee brauchen wir aber auch die Daten aus der Tiefe des Meeres – erst in der Kombination können wir die Auswirkungen von Änderungen auf die Wasserschichten der Nordsee feststellen“, erklärt Kieke. 

Mit der Vermessung der Nordsee nimmt das BSH einen gesetzlichen Auftrag wahr: Die Behörde ist verpflichtet, die deutschen Meere zu überwachen und deren Zustand zu bewerten. Die Daten sollen am Ende unter anderem in internationale Klimaberichte fließen.