Die Zolleinigung mit den USA sorgt für Planungssicherheit, zum Lachen ist der Branche aber nicht zumute. Welche Auswirkungen hat das Abkommen auf den Freistaat?
Die Stimmung in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie hellt sich langsam etwas auf. Nach der Zoll-Einigung zwischen der EU und den USA hätten die Unternehmen im Freistaat endlich mehr Planungssicherheit, sagte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw).
Das Abkommen an sich bewertete er als „in Ordnung“, zum Lachen sei ihm aber nicht zumute, sagte Brossardt. Konkrete Auswirkungen des Abkommens auf Bayern ließen sich derzeit noch nicht absehen.
Bayern sei jedoch allein aufgrund seiner Wirtschaftsstruktur und der vergleichsweise großen Menge an Exporten in die USA mehr betroffen als andere Länder, warnte Brossardt. „Die Zölle von 15 Prozent verteuern natürlich unsere Exporte, sie werden unser Wachstum reduzieren und erschweren allgemein den Handel mit den USA“. Langfristiges Ziel müsse es bleiben, Zölle und Handelsbarrieren weiter abzubauen.
Am Sonntag hatten sich die EU und die USA auf eine Grundsatzvereinbarung zur Entschärfung des seit Monaten andauernden Zollkonflikts geeinigt. Kern ist ein Basiszollsatz in Höhe von 15 Prozent auf die meisten Produkte.
„Licht am Ende des Tunnels“ trotz schwieriger Lage
Die Umfrage der Arbeitgeberverbände „bayme vbm“ zur Stimmung der Branche in Bayern war kurz vor der Einigung durchgeführt worden. „Die Unternehmen sehen trotz der schwierigen Gesamtsituation Licht am Ende des Tunnels“, sagte Brossardt. Die wirtschaftliche Lage in der bayerischen Metall– und Elektroindustrie sei zwar nach wie vor schlecht, allerdings steige die Zuversicht der Unternehmen für die künftige Entwicklung.
Demnach bewerten rund 30 Prozent der Arbeitgeber die Geschäftslage im Inland als schlecht und nur 22 Prozent als gut. Die Geschäftslage im Ausland bewerteten 25 Prozent der Befragten als schlecht und 24 als gut.
Auch der Mangel an Arbeitskräften geht leicht zurück. 53 Prozent der Befragten gaben jedoch weiterhin an, dass ihre Produktions- und Geschäftstätigkeit durch fehlende Arbeitskräfte erheblich behindert werde. Rund 30 Prozent bewerteten die Produktionsbehinderung durch fehlende Arbeitskräfte als geringfügig, rund 18 Prozent sahen sie nicht beeinträchtigt.
Mehr als ein Viertel spürt die Zölle
Die Umfrage wurde vom 2. bis zum 23. Juli dieses Jahres durchgeführt. Insgesamt 193 Unternehmen mit 247.000 Beschäftigten nahmen daran teil. 56 Prozent der befragten Unternehmen exportieren in die USA. Von diesen gab gut die Hälfte an, dass sie oder ein US-Importeur ihrer Waren seit Anfang April dieses Jahres Zölle auf exportierte Waren bezahlt. Rund 26 Prozent zahlten eigenen Angaben zufolge keine zusätzlichen Zölle.