3. Fußball-Liga: Investoren-Wirbel und neue Stars – „Löwen“ wollen angreifen

Kevin Volland und Florian Niederlechner sorgen als „Löwen“-Stars für große Euphorie. Die Unruhe rund um den Investor soll 1860 München sportlich nicht bremsen – auch wenn eine spannende Frage bleibt.

Trotz des Investoren-Wirbels starten die Münchner Löwen mit riesengroßer Aufbruchstimmung in die neue Saison. Nach schwierigen Jahren in der 3. Fußball-Liga ist die Euphorie im Fanlager des TSV 1860 München enorm, obwohl die finanzielle Zukunft, mal wieder, ungewiss ist. Neben Hansa Rostock zählt der Meister von 1966 in der am Wochenende beginnenden Drittliga-Saison zu den Top-Favoriten auf den Aufstieg.

„Wir wollen auf jeden Fall oben mitspielen, das ist klar. Irgendwelche anderen Zielen zu formulieren, wäre mit dieser Mannschaft lächerlich. Aber das Wort Aufstieg bei einer so langen Saison in den Mund zu nehmen, das ist Quatsch“, sagte Ex-Nationalspieler Kevin Volland. Die spannende Frage, ob Investor Hasan Ismaik seine Anteile nun wie schon mal vermeldet verkauft oder doch nicht, soll den Traditionsclub bei seinen sportlichen Ambitionen nicht bremsen.

Beeindruckende Generalprobe

Die Generalprobe fiel noch beeindruckender aus als erwartet: Sechs Tage vor dem Ligastart bezwang der TSV 1860 München den SSV Jahn Regensburg in dessen Stadion 4:0 (2:0), nicht wenige sprachen von einem Klassenunterschied zwischen den beiden Drittliga-Konkurrenten. Damit untermauerten die Münchner Löwen ihre Favoritenrolle vor dem Saisonstart am kommenden Freitag im Eröffnungsspiel bei Rot-Weiss Essen (19 Uhr). 

Die Vorfreude der „Löwen“-Anhänger auf die Spielzeit begann schon im April, als der Klassenerhalt unter dem neuen Trainer Patrick Glöckner immer wahrscheinlicher wurde und am Ostermontag Volland als ein großer Hoffnungsträger präsentiert wurde, der zu dieser Zeit noch bei Union Berlin unter Vertrag stand. Der 33-Jährige bringt nicht nur die Erfahrung aus 277 Bundesligaspielen sowie aus Champions- und Europa League mit, er kam seinerzeit als 15-Jähriger nach München und lebt deshalb vor allem auch das Fan-Motto „Einmal Löwe, immer Löwe“ vor. 

„Herzensangelegenheit“ für Star-Stürmer

„Wir sehen das als Herzensangelegenheit“, sagte Volland über sich und den zweiten prominenten Rückkehrer, Florian Niederlechner, mit dem er den Plan, von Berlin zurück in die Heimat zu ziehen, ein Jahr lang geschmiedet hatte. „Wenn wir es schaffen, die Euphorie in Erfolg umzuwandeln, dann kann dich das die ganze Saison tragen. Dafür müssen wir ein gutes Team werden“, prophezeite der Routinier im Trainingslager im oberösterreichischen Ulrichsberg. Gegen Regensburg befeuerte Volland die Erwartungshaltung zusätzlich mit einem spektakulären 52-Meter-Tor zur 1:0-Führung.

An besagtem guten Team hatte Sechzigs Geschäftsführer Christian Werner ebenfalls fast ein Jahr lang gearbeitet, und dabei nicht nur auf das neue Offensiv-Duo Volland/Niederlechner gesetzt. 

Der bundesliga-erprobte Torwart Thomas Dähne, ebenfalls gebürtiger Bayer, Linksverteidiger Manuel Pfeifer aus der ersten österreichischen Liga, Mittelfeld-Stratege Max Christiansen vom Zweitligisten Hannover 96 und der Mittelstürmer Sigurd Haugen aus der ersten dänischen Liga sind noch nicht einmal alle Beispiele dafür, dass der Kader in allen Mannschaftsteilen verstärkt wurde. Zudem konnte trotz großer Konkurrenz das Top-Talent Sean Dulic ebenso gehalten werden wie Angreifer Patrick Hobsch. 

Geschäftsführer Werner: „Das wird eine richtig geile Saison“

„Ich glaube, das ist ein Vorteil, dass wir fast die komplette Mannschaft in der Vorbereitung zusammen hatten“, sagte Geschäftsführer Werner. „Es wird eine richtig geile Saison und ich habe richtig Bock drauf.“ In allen Vorbereitungsspielen zusammen kassierte seine Mannschaft nur ein einziges Gegentor (0:1 gegen Slovan Liberec). „Man sieht die Stabilität, man sieht den Spielwitz“, sagte auch Trainer Glöckner.

Und das, obwohl der 48-Jährige taktische Umstellungen anordnete. Jetzt wird erst einmal ein System mit Dreierkette und zwei Stürmern die bevorzugte Wahl sein – also mit Platz für Volland und Niederlechner. „Ich gehe davon aus, dass es ab und zu ordentlich auf die Hölzer gibt. Aber ich bin kein Spieler, der Zweikämpfen aus dem Weg geht, ich bin robust. Das macht ja auch ein Stück weit Spaß“, sagte Volland.

Unruhe als Störfaktor?

Es scheint so, als ob die größte Gefahr für den TSV 1860 München wieder einmal darin besteht, sich selbst zu schaden. Pünktlich zur Mitgliederversammlung am 7. Juli, bei der Präsident Robert Reisinger nach acht Jahren von Gernot Mang abgelöst wurde, hatte der Verein bekanntgegeben, dass Investor Ismaik seine 1860-Anteile an eine Schweizer Familienholding veräußert – Ismaik selbst wurde in der Erklärung zitiert. 

Doch die Übernahme war noch gar nicht in trockenen Tüchern und platzte, die Hintergründe blieben bis zuletzt mysteriös. In den Tagen vor dem Saisonstart fungiert Ismaik weiter als Gesellschafter – und zeigt Präsenz: Er reiste nach München, was nicht oft passiert, und verkündete im neuen 1860-Trikot, dass seine drei Vertreter im Aufsichtsrat zurückgetreten seien. 

Weil der Kader nicht nur gut, sondern auch kostenaufwendig sein dürfte, wird es im Laufe der Saison aller Voraussicht nach auch wieder auf Ismaik ankommen, für die nötige Liquidität zu sorgen. Unterdessen unternimmt 1860 mit neuer Kaderqualität und großer Euphorie nunmehr den achten Versuch, die Zugehörigkeit zur dritten Liga endlich zu beenden.