Der Sandregenpfeifer ist ein Watvogel. Im Winter zieht es ihn nach Westeuropa und Afrika. Von März bis August ist er gerne an heimischen Ostseestränden. Aber dort sind ruhige Brutplätze rar geworden.
An der mecklenburgischen Ostseeküste sind erstmals Sandregenpfeifer ausgewildert worden, die in menschlicher Obhut aufgezogen wurden. Die Vögel stammen aus Eiern, die an sehr ungünstigen Brutplätzen außerhalb von Schutzflächen an touristisch stark genutzten Stränden zwischen Kühlungsborn und Warnemünde gefunden und von einem Tierpflegerteam im Zoo aufgezogen wurden, wie der Rostocker Zoo und die Umweltschutzorganisation Nabu mitteilten.
Zunächst wurden im Naturschutzgebiet Riedensee bei Kägsdorf (Landkreis Rostock) vier Jungvögel in einem Auswilderungskäfig an den Strand gebracht, wo sie nach 24 Stunden „Eingewöhnungszeit“ in die Freiheit fliegen konnten. Weitere Tiere sollen folgen, sobald sie flügge sind. „Mit der ersten Auswilderung dieser Jungvögel hoffen wir, einen ganz konkreten Beitrag zum Erhalt der Art leisten zu können“, sagte Jonas Homburg, Vogelkurator im Zoo Rostock.
Weniger als 1.000 Brutpaare in Deutschland
Der Leiter der Fachgruppe Ornithologie Rostock im Nabu Mittleres Mecklenburg, Mathias Hans Vieth, bezeichnete den Sandregenpfeifer als typischen Vertreter der Küstenfauna, der zugleich ein Symbol für die Gefährdung sensibler Lebensräume sei. „In Deutschland gilt die Art mit weniger als 1.000 Brutpaaren als vom Aussterben bedroht. Vor allem die intensive Nutzung der Strände durch Tourismus, Freizeitaktivitäten und Hunde führt dazu, dass störungsfreie Brutplätze rar geworden sind“, so Vieth.
Der Sandregenpfeifer („Charadrius hiaticula“) sei dabei ein echter Überlebenskünstler: Als Bodenbrüter lege er seine Eier in kleine Sandmulden, wobei seine Küken bei Gefahr kaum vom Untergrund zu unterscheiden seien. Doch genau diese Tarnung werde ihm an stark frequentierten Stränden oft zum Verhängnis.
Das Naturschutzgebiet Riedensee ist etwa 90 Hektar groß und liegt nördlich von Kägsdorf unmittelbar an der Ostsee. Es wurde 1993 ausgewiesen und dient der Erhaltung einer artenreichen Flora und Fauna im Gebiet eines der letzten verbliebenen Strandsees.