Zweiter Weltkrieg: Superbomber B-29: Diese Maschine brachte die Atombomben nach Japan

Bomber vom B-29-Typ warfen die Atombomben ab und beendeten so den Zweiten Weltkrieg. Doch zur Zeit des Koreakrieges war die Wunderwaffe B-29 bereits hoffnungslos veraltet.

In Deutschland war das Interesse an der B-29 Superfortress stets geringer als an der B-17 „Flying Fortress“. Das ist wenig verwunderlich, denn die B-29 operierte im Krieg ausschließlich in Asien, während die B-17 auf dem europäischen Kriegsschauplatz massiv gegen deutsche Städte und Industrieanlagen eingesetzt wurde. Nur ein einziger Bomber wurde berühmt: die „Enola Gay“. Dieses Flugzeug, von dem die Atombombe „Little Boy“ über Hiroshima abgeworfen wurde, benannte der Kommandant nach seiner Mutter.

Dennoch war die B-29 Superfortress ein technisches Wunder und der fortschrittlichste Bomber des Zweiten Weltkriegs. Das silberne, stromlinienförmige Flugzeug unterschied sich grundlegend von allen anderen. Die B-29 wurde auf zwei Anforderungen hin konstruiert: sehr große Reichweite und extreme Flughöhe. Sie wurde bereits 1939 als Waffe gegen Deutschland entworfen. Die Amerikaner reagierten damit auf die Befürchtung, Hitler könnte ganz Europa und die Britischen Inseln besetzen. Daher benötigten sie einen Bomber mit außergewöhnlicher Reichweite.

Zu hoch für die Abwehr

Gegen die B-29 gab es kaum Gegenwehr. Die Maschine flog so hoch, dass die meisten Jagdflugzeuge oder Flugabwehrkanonen sie nicht erreichen konnten. Ohne Atemmasken hätte die Besatzung dies nicht ausgehalten. Daher verfügte die B-29 über drei Druckkabinen – ein absolutes Novum. In diesen musste die Besatzung bleiben, weshalb die vier Türme mit Maschinengewehren ferngesteuert wurden. Diese Geschütztürme wurden durch ein zentrales Feuerleitsystem gesteuert, das präzise Zielerfassung ermöglichte, selbst unter schwierigen Bedingungen. Die Motoren mit 18 Zylindern leisteten 2200 PS. Die B-29 konnte neun Tonnen Bomben abwerfen, während die waffenstarrende B-17 bei Langstreckeneinsätzen nur zwei Tonnen Bomben mitführen konnte.

Die „Enola Gay“ steht seit 2003 im National Air and Space Museum in Chantilly. Neben der „Enola Gay“ führte auch die B-29 „Bockscar“ am 9. August 1945 eine Atombomben-Mission durch und warf die Bombe „Fat Man“ über Nagasaki ab. „Die B-29 war ein Wunder der Moderne“, sagt Jeremy Kinney vom Smithsonian-Institut. Zwanzig Jahre lang wurde an ihrer Restaurierung gearbeitet. „Sie war das fortschrittlichste propellergetriebene Flugzeug, das man bis dahin gesehen hatte. Doch man muss dies mit der Mission der ‚Enola Gay‘ verbinden. Hier haben wir einen Bomber mit einer Bombe, die eine Stadt zerstörte.“

Am 21. September 1942 absolvierte die B-29 Superfortress ihren Erstflug in Seattle. Das B-29-Programm war eines der teuersten Rüstungsprojekte des Zweiten Weltkriegs, mit Kosten von etwa drei Milliarden US-Dollar. 1943, als alliierte Bomber Städte und Industrieanlagen in Deutschland zerstörten, konnten die Bomber der USA das japanische Festland noch nicht erreichen. Erst die Eroberung von vorgelagerten Inseln und die B-29 trugen den Krieg auf das japanische Kerngebiet. Wegen des Zeitdrucks wurden die ersten Maschinen bereits montiert, bevor alle Tests abgeschlossen waren. Für sie gab es spezielle Zentren, um sie später auf den Stand der Serienversion zu bringen. Insgesamt baute Boeing 2766 B-29, Bell Aircraft Co. weitere 668 Riesenbomber und Glenn L. Martin Co. noch einmal 536. 1946 endete die Produktion.

B-29 über Japan

Den ersten Kampfeinsatz flogen B-29 am 5. Juni 1944 über Bangkok, um den Birma-Feldzug vorzubereiten. Japan konnten die Bomber erst erreichen, als die USA Flughäfen auf den Marianen-Inseln im Südpazifik errichteten. Von dort zerstörten sie Tokio; teilweise nahmen tausend Maschinen an den Angriffen teil. Für die Atombomben wurden B-29 ausgewählt, weil die Superfortress als einzige Maschine eine zehn Tonnen schwere Bombe tragen konnte.

Der Heckschütze der „Enola Gay“, Staff Sgt. Robert Caron, beobachtete die Explosion über Hiroshima und schrieb später: „Ich kann es immer noch sehen – diesen Pilz und diese turbulente Masse –, es sah aus wie Lava oder Melasse, die die ganze Stadt bedeckte, und es schien nach außen in die Ausläufer zu fließen, wo die kleinen Täler in die Ebene kamen und alle Feuer entfachten. Bald war es wegen des Rauchs schwer, etwas zu sehen.“ Der Co-Pilot, Capt. Robert Lewis, soll gestammelt haben: „Mein Gott, was haben wir getan?“

Von den etwa 100.000 Opfern, einer konservativen Schätzung zufolge, ahnte die Besatzung nichts. Die Planungen gingen von geringen Verlusten aus, da die Amerikaner annahmen, die Japaner würden Zuflucht in Luftschutzbunkern suchen. Tatsächlich gab es keinen Alarm, da nur zwei US-Flugzeuge am Himmel zu sehen waren. Die Japaner hielten es für eine Aufklärungsmission.

Keine Maschine für das Düsenzeitalter

Im Koreakrieg zeigte sich jedoch, wie schnell ein technisches Wunderwerk veralten kann. Dort flogen B-29 die meisten Bombereinsätze, bis die MiG-15 erschien. Dieser Düsenjäger der zweiten Generation galt als das beste Jagdflugzeug seiner Zeit und wurde zunächst von erfahrenen sowjetischen Piloten geflogen. Die MiG-15, ein wendiger Jäger, übertraf die B-29 in Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit; nun zeigte sich die Verwundbarkeit der Superfortress im Zeitalter moderner Luftkriege. In nur fünf Tagen, vom 22. bis 27. Oktober 1951, schossen die MiGs elf B-29 ab. Am 30. Oktober verloren die USA zwölf B-29 und vier Begleitjäger vom Typ F-84E. Damit war die Zeit der Superfortress vorbei.