Eine 58-Jährige wird in ihrer Hamburger Wohnung erstochen. Die Polizei nimmt den Sohn fest. Er soll psychisch krank sein, der Prozess findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Sechs Monate nach den tödlichen Messerstichen auf eine 58-Jährige im Hamburger Stadtteil Hoheluft-West hat am Landgericht ein Prozess gegen den Sohn der Frau begonnen. Der 25-Jährige soll seine Mutter getötet und seine Stiefmutter schwer verletzt haben.
Die Staatsanwaltschaft strebt in dem sogenannten Sicherungsverfahren die Unterbringung des Beschuldigten in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Noch vor Verlesung der Antragsschrift durch den Vertreter der Staatsanwaltschaft schloss die Strafkammer die Öffentlichkeit aus. Der Verteidiger hatte dies schon vor Beginn der Verhandlung gefordert.
Mutter und Sohn wohnten zusammen
Nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft soll der 25-jährige Deutsche am Abend des 17. Februar mehrfach auf seine Mutter in der gemeinsamen Wohnung eingestochen haben. Die Frau starb an einer Luftembolie des Herzens und einem Verblutungsschock. Am frühen Morgen des folgenden Tages fuhr er zu seiner Stiefmutter in Hamburg-Marienthal. Als sich die 51-Jährige im Gespräch mit dem Angeklagten kurz abwandte, soll er sie von hinten mit einem Steakmesser angegriffen haben.
15 Stiche mit Steakmesser auf Stiefmutter
Die Stiefmutter erlitt den Angaben zufolge fünfzehn Stichverletzungen im Kopf- und Oberschenkelbereich sowie eine Schnittverletzung im Gesicht. Ein Untermieter war der Frau zu Hilfe gekommen. Auch ihn soll der Angeklagte mit dem Messer angegriffen haben. Der 40-Jährige wurde am Kopf verletzt.
Kurz nach dieser Tat hatte die Polizei den 25-Jährigen noch in der Wohnung seiner Stiefmutter festgenommen. Bei der Überprüfung seiner Anschrift in Hoheluft-West fand die Polizei die getötete Mutter in dem Altbauhaus. Erst zehn Tage später stand ihre Identität offiziell fest. Auskünfte zu den Tatumständen und zum Motiv erteilte die Staatsanwaltschaft nicht.
Angriff auf Polizisten im Krankenhaus
Weil sich der Sohn auch selbst verletzt hatte, brachten ihn die Beamten nach seiner Festnahme in ein Krankenhaus in Hamburg-Lohbrügge. Dort attackierte der 25-Jährige am Abend einen Polizisten, der ihn bewachte. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft schlug er ihn mehrfach mit der Faust ins Gesicht. Eine Beamtin, die ihrem Kollegen zu Hilfe kommen wollte, soll der Festgenommene mit einem kräftigen Schlag zu Boden gebracht haben. Beide Polizisten erlitten Bissverletzungen und Prellungen.
Totschlag und versuchter Mord
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Beschuldigten Totschlag, versuchten Mord, gefährliche Körperverletzung sowie Körperverletzung in Tateinheit mit tätlichem Angriff auf Vollstreckungsbeamte vor. Bei den Taten soll der 25-Jährige schuldunfähig gewesen sein.
Nachbarn der Mutter fassungslos
Nachbarn der Mutter in Hoheluft-West hatten sich nach der Tat schockiert gezeigt. „Wir sind alle fassungslos. Man denkt, hier ist Bullerbü. Ich kann nicht glauben, dass so etwas hier passiert sein soll“, sagte eine Bewohnerin des beschaulichen Viertels. Der zweite Tatort im Stadtteil Marienthal war eine alleinstehende Stadtvilla mit Wintergarten.
Fünf weitere Prozesstermine
Die Stiefmutter und ihr damaliger Untermieter treten in dem Prozess als Nebenkläger auf, waren aber zunächst nicht anwesend. Der Beschuldigte wirkte zum Prozessauftakt gelassen. Er sprach ruhig mit seinem Verteidiger. Dieser hatte seinen Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit damit begründet, dass sonst Details aus dem persönlichsten Lebensbereich der Familie bekannt würden und sein Mandant möglicherweise Diskriminierungen ausgesetzt sei.
Das Gericht hat fünf weitere Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil könnte am 30. September verkündet werden. Dann müsste die Öffentlichkeit wenigstens zeitweise wieder zugelassen werden.