Vergewaltigung: Verdächtiger täuscht Tod vor – und wird am Ende doch verurteilt

Der Fall Nicholas Rossi liest sich wie ein Thriller. Der US-Amerikaner flüchtete vor einem Vergewaltigungsprozess, lancierte Meldungen über seinen Tod – und muss nun wohl in Haft.

Um seiner Strafe zu entgehen, griff Nicholas Rossi zu allen Mitteln. Der Mann aus dem US-Bundesstaat Utah, der mit bürgerlichem Namen Nicholas Alahverdian heißt, wurde mit einer DNA-Probe als Verdächtiger in einem Vergewaltigungsfall aus dem Jahr 2008 identifiziert. Doch um sich der Justiz zu entziehen, täuschte er sogar seinen eigenen Tod vor.

Doch letztendlich ohne Erfolg – in einem Krankenhaus in Schottland flog der Betrug des Totgeglaubten auf, er wurde in den USA vor Gericht gestellt. Eine achtköpfige Jury in Salt Lake City hat Rossi nun wegen Vergewaltigung schuldiggesprochen. Rossi selbst äußerte sich in dem Prozess nicht zu den Vorwürfen. Das Strafmaß soll im Oktober bekanntgegeben werden. Den 38-Jährigen erwarten bis zu fünf Jahre Gefängnis.

Angeblich sollte Nicholas Rossi 2020 gestorben sein

Ins Visier der Ermittlungen geriet Nicholas Rossi 2018. Damals überprüfte die Polizei mithilfe neuer Techniken DNA-Spuren aus alten Vergewaltigungsfällen neu – und fand eine Übereinstimmung mit Rossi. Dieser war zu dem Zeitpunkt bereits als Sexualstraftäter vorbestraft. Rossi streute daraufhin die Information, er sei am Non-Hodgkin-Lymphom erkrankt. Im Februar 2020 erschien online ein Nachruf, in dem es hieß, er sei im Alter von 32 Jahren an dieser Krankheit gestorben.

Die Polizei misstraute dieser Darstellung, kam dem Verdächtigen aber zunächst nicht auf die Schliche: In Wirklichkeit hatte sich dieser nach Europa abgesetzt und lebte dort unter dem Namen Arthur Knight. Im Dezember 2021, fast zwei Jahre nach seinem angeblichen Tod, flog Nicholas Rossi auf. Er wurde erkannt, als er wegen einer schweren Covid-19-Erkrankung in einem Krankenhaus in Schottland lag. Anhand von Interpol-Fahndungsfotos konnten die Ermittler seine eigentliche Identität feststellen – unter anderem durch seine Tätowierungen, die er zwar offenbar versucht hatte zu entfernen, die jedoch immer noch gut erkennbar waren. 

Weiterer Vergewaltigungsprozess steht an

Ein Datenbankabgleich von DNA und Fingerabdrücken beseitigte alle Zweifel. Rossi aber hielt an seiner Legende fest und behauptete, ein Waisenkind irischer Eltern zu sein und nie die USA besucht zu haben. Es dauerte weitere zwei Jahre, bis ein schottisches Gericht rechtsgültig seine Auslieferung in die Vereinigten Staaten anordnete. 

Vor Gericht bestritt Rossi die Vergewaltigungsvorwürfe, äußerte sich dazu aber nicht weiter. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft soll er systematisch Frauen sexuell belästigt und missbraucht haben. Im September steht er in einem weiteren Vergewaltigungsfall vor Gericht.

Quellen: AP, „New York Times“, Sky News