Mehr als 100 Jahre brachte sie Menschen über den Nord-Ostsee-Kanal. Dann wurde sie durch eine Havarie schwer beschädigt. Nun hat die alte Schwebefähre eine neue Funktion als Kanal-Terrasse.
Fisch-Liebhaber statt Passagiere: Die 2016 bei einer Havarie schwer beschädigte alte Rendsburger Schwebefähre dient künftig als Verweilort mit Fischimbiss am Nord-Ostsee-Kanal. „Wenn wir fertig sind, haben wir fast sechsstellig investiert“, sagt Initiator und Unternehmer Martin Sick der Deutschen Presse-Agentur. Am vergangenen Wochenende habe es bereits eine Probe gegeben, zum Wochenende soll der Imbiss voraussichtlich richtig eröffnen.
Die 1913 in Dienst gestellte historische Schwebefähre war am 8. Januar 2016 bei schlechter Sicht mit einem Schiff zusammengestoßen. Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung kam später zu dem Ergebnis, dass Nachlässigkeit sowohl beim Führer der Fähre als auch auf der Brücke des Frachters „Evert Prahm“ zu der Kollision führten. Dabei wurden zwei Menschen verletzt, einer davon schwer. Die Fähre wurde durch einen Neubau ersetzt.
Neue Aufgabe
Fischimbiss-Iniatiator Sick gehört das direkt an der Kanalkante gelegene Grundstück, auf dem die alte Schwebefähre nun steht. „Wir haben nur die beschädigten Teile entfernt“, sagt der 57-Jährige. Der Unfall von 2016 sei für Gäste noch erlebbar. Beispielsweise sind noch Verformungen an dem Stahlgestell der knapp 30 Tonnen schweren Fähre deutlich zu erkennen.
„Man muss schon ein bisschen mutig sein und einfach mal drauf los“, sagt der Norddeutsche zu seinem Projekt. Er wolle nicht nur eine Terrasse, sondern auch eine Bühne schaffen. „Das ist auch ein Spot, der für die Stadt durchaus wichtig ist, weil die Gäste suchen ja nach Vergangenheit, nach Historie, nach Besonderem. Und deswegen haben wir auch die Schäden an der Fähre so sichtbar gelassen.“
Was der Betreiber plant
Schwebefähren sind ein seltenes Verkehrsmittel in Deutschland. Der Neubau kann an Stahlseilen unter der Rendsburger Eisenbahnbrücke hängend Autos, Motorräder, Fahrräder und Personen über den Kanal transportieren. Wer am Kanal an einem der Tische der alten sitzt, kann die neue Fähre sehen.
In den kommenden Wochen wolle das Team lernen, sagte Sick. „Und insbesondere mit der kommenden Saison ab Frühjahr 2026 wollen wir richtig Gas geben.“ Er führe bereits Gespräche mit Menschen aus der Region, die mitmachen oder den Betrieb vielleicht als Pächter fortführen könnten. Sick selbst ist nach eigenen Angaben Projektleiter im Bereich erneuerbare Energien.