Desolat in Pirmasens: HSV wendet Pokal-Blamage ab: „Basics“ passen nicht

Eine Woche vor dem Bundesliga-Start passt beim Hamburger SV noch wenig zusammen. Im DFB-Pokal haben die Hanseaten größte Schwierigkeiten gegen einen Fünftligisten.

Die HSV-Profis holten sich noch Essen, das in Warmhaltebehältern hinter der Haupttribüne aufgebaut war. Dann verließen die Hamburger Pirmasens nach einem denkwürdigen Pokalnachmittag mit glücklichem Ausgang. Dennoch geht der Aufsteiger alles andere als gestärkt in die letzte Woche vor dem Bundesliga-Start. 

„Sie wissen ja, dass wir uns nicht in die eigene Tasche lügen“ – so begann Sportvorstand Stefan Kuntz seine Analyse nach dem 2:1 (0:0, 1:1)-Erstrunden-Sieg nach Verlängerung vor 10.000 Zuschauern im Sportpark Husterhöhe. 

Fast schon aus dem DFB-Pokal geflogen

„Richtig Glück“ habe seine Mannschaft gehabt, dass sie nicht noch mehr Tore kassiert habe. Gegen einen Oberligisten namens FK Pirmasens, der den Topfavoriten bis zum ganz späten Ausgleich durch Guilherme Ramos (90.+2 Minute) schon fast aus dem Wettbewerb gekegelt hatte.     

„Es wird auch noch ein bisschen dauern, bis alles ineinander greift“, sagte Kuntz vor der ersten Herausforderung im Oberhaus am kommenden Sonntag bei Borussia Mönchengladbach. „Es wird ein Prozess, der wird viel Geduld brauchen. Der ist jetzt auch nächste Woche nicht beendet, sondern das wird noch eine Weile gehen.“ 

Viele Baustellen beim HSV

Nach schon einer „sehr lehrreichen Vorbereitung“ (Trainer Merlin Polzin) mit fünf Niederlagen und 2:14 Toren scheint sich der Hamburger SV erst mal auf die Rolle des Dauerlehrlings einzustellen. „Wir nehmen extrem viel mit“, sagte der Chefcoach. „Dinge, aus denen wir lernen.“ 

Abgesehen vom laschen Auftreten in der ersten Halbzeit, dem lange ideenlosen Spielaufbau, fehlendem Tempo und der lückenhaften Defensive erweckte der HSV den Eindruck, dass sich die Mannschaft noch lange nicht gefunden hat. So erwies es sich als schlechtes Omen, als der Argentinier Nicolas Capaldo den Ball beim Aufwärmen statt aufs Tor weit übers Stadion hinausschoss. Polzin bemängelte auch „Passqualität“ und „Positionierung“. 

„Das war doch heute eine Riesenchance für jene, die Ansprüche stellen“, sagte Kuntz. Wer seine Chance genutzt hat? „Das können Sie selbst beurteilen sagte“, antwortete der 62-Jährige den Journalisten vielsagend. 

Die Neuzugänge – der künftige Kapitän und Ex-Leipziger Yussuf Poulsen fehlte noch wegen einer Zerrung – haben noch mit sich selbst zu kämpfen. Der Portugiese Ramos wird wahrscheinlich nicht bleiben (Kuntz: „Das wird schwer“). Siegtorschütze Ransford Königsdörffer (100. Minute) war eigentlich schon weg, ehe sein Wechsel zum OGC Nizza platzte.

Keeper Heuer Fernandes punktet 

„Im zweiten Durchgang haben wir die Leistung wenigstens stabilisiert und mit dem notwendigen Glück gewonnen“, sagte Kuntz. Das geschah auch Dank des starken Torwarts Daniel Heuer Fernandes, der im Duell mit dem vom FC Bayern ausgeliehenen Daniel Peretz punktete.    

„Es sind einfach Basics, die in vielen Momenten nicht gepasst haben“, räumte Polzin bei der Pressekonferenz ein. „Es war ein unfassbares Spiel, das uns wirklich alles abverlangt hat.“ Es sei ja klar, dass man von der Mannschaft „viel, viel mehr verlange“. 

In Gladbach „nicht Favorit“

Die Frage nach der Erstligatauglichkeit ist beim HSV-Umbruch jedenfalls auch nach der gerade noch abgewendeten Pokal-Blamage nicht beantwortet. Nachvollziehbar ist, dass Kuntz und Polzin die Mannschaft nicht auch noch verbal auseinandernehmen. 

Nächsten Sonntag in Gladbach? „Das wird ein anderes Spiel. Da müssen wir kein Spiel machen, da sind wir nicht Favorit“, sagte der Sportvorstand. 

Einen Tag nach dem Pokalspiel gab Trainer Polzin Spielern, die am Samstag wenig oder gar nicht gespielt haben, die Chance, sich zu präsentieren. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit besiegte der HSV im Volkspark Weiche Flensburg, Nach 2 x 30 Minuten stand es 2:1. Die Flensburger spielen als Nord-Regionalligist sogar eine Liga höher als der FK Pirmasens.