In eigener Sache: Ehemaliger stern-Chefredakteur Klaus Liedtke verstorben

US-Korrespondent, Auslandsressortleiter, Autor, Chefredakteur: Klaus Liedtke arbeitete über 20 Jahre lang beim stern – und recherchierte Themen von Vietnamkrieg bis Wiedervereinigung.

Sein Lebensziel als junger Redakteur bei der „Westfälischen Rundschau“ in Dortmund war es, einmal Auslandskorrespondent zu werden. Also rief Klaus Liedtke dort an, wo Auslandskorrespondenten die großen Geschichten recherchierten: beim stern in Hamburg und dort direkt beim Chefredakteur Henri Nannen. 

Er erreichte damals im Jahr 1968 allerdings nur Nannens Sekretärin, die ihn mit dem damaligen Chef vom Dienst, Wolf Schneider, verband. Der war so beeindruckt von dem jungen Mann, dass er ihm eine Bahnfahrkarte nach Hamburg schickte. 

„Nannen kam auf mich zu, strahlte mich an und befragte mich eine Viertelstunde“, so erzählte es Liedtke später. Nannen stellte ihn danach gleich ein. Für 2000 Mark im Monat.

Über zwei Jahrzehnte prägte Klaus Liedtke den stern entscheidend mit

Klaus Liedtke, geboren 1944, sollte dann die Auslandsberichterstattung des stern über zwei Jahrzehnte prägen. Als US-Korrespondent berichtete er aus dem Vietnamkrieg, wo er auf wilden Wegen versuchte, die Vietcong davon zu überzeugen, ihren Einmarsch nach Saigon zu begleiten. Die steckten ihn jedoch mit dem Fotografen Hans Bollinger erst einmal ins Volksgefängnis.

Als stern-Chefredakteur arbeitete er von 1986 bis 1988 im Triumvirat mit Heiner Bremer und Michael Jürgs, unter anderem erschienen unter ihm stern-Titel zu Tschernobyl, dem Tod von Uwe Barschel und dem verrückten Moskau-Flug des Mathias Rust. Die deutsche Wiedervereinigung begleitete er dann als stern-Autor mit großen Recherchen und Reportagen.

1999 übernahm Klaus Liedtke für 10 Jahre die Chefredaktion des deutschen „National Geographic“. Er war Kuratoriumsmitglied des WWF, Aufsichtsratsmitglied des europäischen UN-Umweltzentrums und unterstützte unter anderem durch die Initiative „investigate!“ bei der Hamburg Media School jüngere Kolleginnen und Kollegen bei größeren Rechercheprojekten. 

Klaus Liedtke ist gestern Nacht nach schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie in Hamburg verstorben.