Kultur und Kirche: Regionalbischof: Gemeinde lange außen vor bei Altar-Debatte

Wo soll der Cranach-Triegel-Altar im Naumburger Dom stehen? Die Debatte läuft schon lange – allerdings lange ohne die Kirchengemeinde als Nutzerin des Doms.

In der Debatte um den Standort des Cranach-Triegel-Altars im Naumburger Dom ist die evangelische Gemeinde als Nutzerin von der Denkmalseite laut Regionalbischof lange gar nicht einbezogen worden. Das Land habe nur mit den Vereinigten Domstiftern als Eigentümer, Verwalter und Erhalter gesprochen, sagte Regionalbischof Johann Schneider. Neu sei, dass das Land die Gemeinde nun einbeziehe. Der Gemeindekirchenrat werde in der nächsten Sitzung darüber beraten. 

Offen sei auch noch, wie die Vereinigten Domstifte weiter entscheiden, so Schneider. Die Stiftung sei auch auf die Einnahmen aus den Eintritten in den Dom angewiesen. Der Unesco-Welterbetitel lege der Stiftung sehr strenge Auflagen auf. „Die Diskussion läuft“, sagte Schneider.

Staatskanzlei: Einigkeit über Erhalt des Unesco-Welterbetitels

Zuvor hatten die Staatskanzlei und das Ministerium für Kultur in der erneut aufgeflammten Debatte auf Anfrage mitgeteilt, sie stehe in engem Austausch mit der evangelischen Domgemeinde, den Vereinigten Domstiftern sowie der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. „In den Gesprächen konnte ein gemeinsames Verständnis hergestellt werden. Die Beteiligten sind sich einig, dass der Unesco-Welterbetitel des Naumburger Doms erhalten bleiben soll.“ Der genaue Weg ist aber noch offen.

Die Unesco Beratungsgesellschaft ICOMOS hatte den Dom im März durch zwei internationale Fachleute begutachten lassen, nachdem über Jahre eine teils heftig geführte Debatte über die Wirkung des Altars im Westchor des Doms entbrannt war. Insbesondere wurde kritisiert, dass der Altar die Sicht auf die berühmten hochmittelalterlichen Stifterfiguren wie die Uta von Naumburg störe. Der Cranach-Triegel-Altaraufsatz müsse daher aus dem Westchor entfernt werden. 

Regionalbischof: Gemeinde hätte eher einbezogen werden müssen

Das Denkmalamt hat dafür das Nordquerhaus als neuen Standort vorgeschlagen. Die Staatskanzlei verkündete das im Juli – allerdings ohne die Domgemeinde einbezogen zu haben, so Regionalbischof Schneider. Es sei zwar ein Erfolg, dass es jetzt Gespräche gebe. Aber: „Die Domgemeinde hätte viel eher einbezogen werden müssen.“

Die evangelische Kirchengemeinde besteht auf dem bisherigen Standort im Westchor und erhält dabei Rückendeckung der Landeskirche. Schneider hob die zwei parallelen Nutzungen des Naumburger Domes hervor: die originäre kirchliche Nutzung für Gottesdienste und Kasualien und die sekundäre kulturelle Nutzung für Tourismus, Schul- und Absolventenfeiern sowie Konzerte. Aus Sicht der Kultur handele es sich um ein Denkmal, das ungestört erhalten bleiben solle. Für die Gemeinde und die Kirche sehe das anders aus: „Im Gottesdienst richtet man nicht den Blick auf Uta und Ekkehard, sondern auf Jesus Christus.“