In den größeren Betrieben des verarbeitenden Gewerbes im Nordosten geht ein schleichender Arbeitsplatzverlust vor sich. Was läuft da schief?
Die Industrie in Mecklenburg-Vorpommern erlebt seit fünf Jahren einen schleichenden Verlust an Firmen und Arbeitsplätzen. Von Juni 2020 bis Juni 2025 nahm die Zahl der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes mit mindestens 50 Beschäftigten von 325 auf 282 ab, wie aus Daten des Statistischen Amtes MV hervorgeht. Die Zahl der Arbeitsplätze sank von 52.877 auf 48.942. Das ist ein Rückgang um 7,5 Prozent.
Mögliche Ursachen
Sven Müller von der Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern (VU) nennt mehrere mögliche Ursachen. Sicherlich spiele die Corona-Pandemie eine Rolle – während dieser Zeit hätten Firmen unter den Zwangsmaßnahmen gelitten, sagte Müller der Deutschen Presse-Agentur.
Ab 2022 habe dann der russische Krieg gegen die Ukraine mit Folgen wie stark gestiegenen Energiepreisen und zeitweise hoher Inflation negative Auswirkungen gehabt. Schließlich habe auch die Transformationspolitik der rot-gelb-grünen Bundesregierung der Wirtschaft auch in MV Probleme bereitet, etwa Autozulieferern.
Arbeitgeber wünschen sich mehr Verlässlichkeit der Politik
Von der jetzigen schwarz-roten Bundesregierung wünscht Müller sich mehr Verlässlichkeit als sie bisher an den Tag legt, wie er sagte. Problematisch sei etwa, dass die versprochene Strompreissenkung für alle bisher nicht gekommen sei, sondern nur für energieintensive Unternehmen gelte. Der Investitionsbooster mit Sonderabschreibungen helfe ebenfalls vor allem großen, kapitalstarken Unternehmen, die im großen Stil investieren könnten.
Auch die plötzlich aufgekommene Diskussion über die Zukunft der Heizungsförderung belaste, sagte Müller weiter. Hersteller, Handwerk und Verbraucher seien irritiert. Angesichts von Finanzlöchern beim Bund in den kommenden Jahren soll es im Klima- und Transformationsfonds – einem Sondertopf neben dem Kernhaushalt – deutlich weniger Geld für Klimaschutz im Gebäudebereich geben.