Naturkatastrophen: Was Sie für den Notfall zuhause haben sollten

Hitzewellen, Starkregen, Hochwasser, Stürme, Stromausfälle: Solche Katastrophen passieren immer wieder – und dann braucht es Vorräte. Die wenigsten Deutschen haben sie zuhause.

Ein starker Sturm fegt über das Land, das Handy zeigt kein Netz mehr, das Licht flackert – und dann wird es dunkel. Kein Strom, kein Wasser aus dem Hahn, keine Heizung. Szenarien wie diese wirken dystopisch, kommen aber hin und wieder vor – auch in Deutschland. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) empfiehlt deshalb: Jeder Haushalt braucht einen „Notfallkoffer“. Doch den hat fast keiner zu Hause. Laut einer Studie des Malteser Hilfsdienstes aus 2024 finden 78 Prozent, dass jeder Eigenvorsorge treffen sollte. Aber 50 Prozent der Befragten haben bisher gar nichts in die Richtung unternommen, nur 26 Prozent haben zumindest Vorräte an Lebensmitteln, Getränken und Medikamenten angelegt. 

Die geringe Bereitschaft zur Vorsorge ist fahrlässig, findet Henning Goersch, Professor am Lehrstuhl für Gefahrenabwehr und Bevölkerungsschutz. „Vorsorge nur bei konkreter Bedrohung zu betreiben, ist wie Erste Hilfe erst dann zu lernen, wenn jemand in der Familie schwer krank ist“, sagt er. „Es ist wichtig, auf einem praktikablen Niveau stets vorgesorgt zu haben.“ Das gilt vor allem für Haushalte, die in einer Gefahrenzone etwa für Waldbrand oder Hochwasser liegen. „Haushalte sollten solche Notfälle unbedingt gemeinsam planen, damit sie im Ernstfall handlungsfähig bleiben“, sagt Goersch. 

Katastrophen-Vorräte: Ohne Wasser geht gar nichts 

Doch was gehört in den Vorrat? Das BBK hat eine Empfehlungsliste: Das Wichtigste ist ein Zehn-Tages-Vorrat an Lebensmitteln und Wasser. Pro Person und Tag braucht es mindestens 1,5 Liter, besser 2 Liter Trinkwasser. Am besten kauft man dafür abgepacktes Wasser und lagert es kühl und dunkel, zum Beispiel im Keller. Dann verdirbt es nicht – auch wenn auf der Flasche ein Haltbarkeitsdatum aufgedruckt ist. Wem bei dem Gedanken nicht wohl ist, kann die Flaschen aber auch regelmäßig austauschen. 

Ebenfalls empfehlenswert kann zusätzlich ein Wasserfilter sein. Das muss aber ein guter für verschmutztes Wasser sein und keiner den es so im Supermarkt oder der Drogerie zu kaufen gibt. 

Auf hochkalorische Lebensmittel setzen 

Experte Goersch empfiehlt, in der Familie zu besprechen, welche Lebensmittel in die Notration kommen sollten, damit auch Sachen dabei sind, die alle mögen. Den Grundstock sollten aber hochkalorische, haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Reis, Bohnen, Zucker und Schokolade bilden, sowie haltbare Konserven. Wer Hilfe braucht, kann mit dem Vorratskalkulator des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung rechnen. Von teuren Survival-Produkten wie besonders haltbaren Spezial-Lebensmitteln hält Vorsorge-Experte Goersch nichts. „Einfache Produkte aus dem Supermarkt sind in der Regel völlig ausreichend“, sagt er. 

Für den Fall, dass nicht alle zu Hause sind, wenn die Katastrophe eintritt, sollten Familien feste Treffpunkte vereinbaren. Ist es umgekehrt der Fall, dass alle schnell aus dem Haus müssen, sollte ein Notfallrucksack griffbereit sein, idealerweise nahe der Wohnungs- oder Haustür, stehen. In diesen gehört auch eine wetterfeste Dokumentenmappe mit allen wichtigen Unterlagen. Dazu gehören zum Beispiel: Familienurkunden oder ein Stammbuch, Kontoverträge, Versicherungspolicen, Testament, Patientenverfügungen, Vollmachten und als einfache Kopie der Personalausweis oder Reisepass, Führerschein und Fahrzeugpapiere, Impfpass sowie Grundbuchauszüge. Eine vollständige Liste des BBK gibt es hier. 

Mit NINA-App und Radio auf dem Laufenden bleiben 

Zur Standardausstattung gehört auch die NINA-App. Die Notfall-Informations- und Nachrichten-App warnt deutschlandweit vor Unwettern, Hochwasser, Evakuierungen oder Stromausfällen. Sie gehört auf jedes Handy und sollte regelmäßig geupdatet werden, um reibungslos zu funktionieren. Das geht am leichtesten, wenn Nutzer die App regelmäßig öffnen. Für den Notfall sollte ein batteriebetriebenes Radio oder ein Kurbelradio im Haus sein. Bei Batterien gilt es dann aber regelmäßig zu prüfen, ob diese noch haltbar und unbeschädigt sind. 

„Unabhängig davon, wie ein Staat sich vorbereitet, bleiben immer Lücken, die nur die Bevölkerung selbst füllen kann“, betont Goersch. Sein Appell: „Interessieren Sie sich, fragen Sie nach, welche Planungen für Ihren Wohnort gemacht werden und was das für Sie bedeutet.“ Landkreise, kreisfreie Städte oder Kommunen haben zum Beispiel Risikoanalysen und Katastrophenschutzpläne erstellt, die oft auf den offiziellen Webseiten zu finden sind.