IStGH beginnt Anhörung zu flüchtigem ugandischen Milizenführer Joseph Kony

Vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag hat am Dienstag eine Anhörung im Fall des wegen Kriegsverbrechen angeklagten ugandischen Milizenführers Joseph Kony begonnen. Für die Beratungen sind drei Tage angesetzt. Es ist die erste Anhörung vor dem Haager Gericht, die in Abwesenheit des Beschuldigten stattfindet. 

Der seit Jahrzehnten flüchtige Kony war der erste mutmaßliche Kriegsverbrecher, der 2005 vom IStGH angeklagt wurde. Ihm werden neben Kriegsverbrechen auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit, darunter Mord, Vergewaltigung, Folter, Versklavung und sexuelle Sklaverei zur Last gelegt. Er soll die Taten zwischen Juli 2002 und Dezember 2005 im Norden Ugandas begangen haben.

Der selbsternannte Prophet Kony hatte 1987 die christlich-fundamentalistische „Widerstandsarmee des Herrn“ (LRA) gegründet. Nach Angaben der UNO tötete die LRA in ihrem Kampf gegen die ugandische Regierung mehr als 100.000 Menschen und entführte 60.000 Kinder.

Der IStGH darf Verdächtige nicht in Abwesenheit verurteilen, aber er kann den Fall weiterverfolgen. Die am Dienstag eröffnete Anhörung zu den Anschuldigungen gegen Kony dient dazu, die Anklage gegen den Milizenchef weiter zu erhärten.

Kony war 2006 aus dem Norden Ugandas in den Sudan geflohen, den er wegen des dort herrschenden Bürgerkriegs aber verlassen musste. Anschließend ließ er sich in einer abgelegenen Region der Zentralafrikanischen Republik nieder, wie eine Gruppe von UN-Experten im Juni 2024 feststellte. Es ist nicht bekannt, ob Kony überhaupt noch am Leben ist.