Überlastung, fehlendes Personal, offene Leitungsstellen. Einer Studie zufolge fühlen sich Schulleiter auch in MV häufig am Limit. Die Bildungsgewerkschaft GEW hat dazu klare Forderungen.
Hohe Dauerbelastung, fehlende Zeit und mangelnde Unterstützung schmälern nach Angaben der Bildungsgewerkschaft GEW in Mecklenburg-Vorpommern die Bereitschaft der Pädagogen, Leitungsfunktionen an Schulen zu übernehmen. „Die bisherigen Entlastungsmaßnahmen reichen nicht aus“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Ulrike von Malottki in Schwerin.
Sie verwies auf eine jüngst veröffentlichte Studie, für die bundesweit Lehrer befragt wurden. Daran hätten sich auch 168 von insgesamt 623 Schulleitern und Schulleiterinnen aus dem Nordosten beteiligt. Die Ergebnisse zeigten, dass Schuldirektorinnen und -direktoren in MV motiviert ihrer Arbeit nachgingen und diese auch als sinnstiftend empfinden würden. Doch habe ein hoher Anteil bei sich auch Burnout-Symptome festgestellt. „Es kommt nicht von Ungefähr, dass eine ganze Reihe von Leitungsstellen unbesetzt bleiben“, sagt die GEW-Chefin.
Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Personal
Die Bemühungen des Bildungsministeriums, Abhilfe zu schaffen und auch den Gesundheitsschutz zu stärken, seien zu begrüßen, würden dem Bedarf aber nicht gerecht. „Schulleiter erwarten mehr Hilfe, zum Beispiel eine höhere Zahl an Abminderungsstunden, in denen sie nicht vor der Klasse stehen, sondern sich um organisatorische Dinge kümmern und planen können“, sagte Malottki.
Zentrale Forderungen der GEW seien daher mehr Zeit für Leitungsaufgaben, mehr Geld für den zusätzlichen Aufwand vor allem für Schulleiter im Bereich der Grund- und Regionalen Schulen und mehr Personal, um Routineaufgaben der Verwaltung übertragen zu können.
Weitere Studie angekündigt
Malottki kündigte eine weitere Lehrerbefragung im Land an, die von Wissenschaftlern der Universität Göttingen geleitet werde. Dabei sollen erneut die Belastungssituation erkundet, besondere Problemlagen erkannt und Verbesserungsvorschläge abgeleitet und auch erfragt werden. Ergebnisse sollen Mitte 2026 vorliegen.
„Mecklenburg-Vorpommern hat eine zugespitzte Lage, aus der für andere Bundesländer gelernt werden kann“, sagte Studienleiter Thomas Hardwig. Wegen der hohen Zahl älterer Lehrkräfte sei der Einstellungsbedarf in den kommenden Jahren in MV besonders hoch. Zudem sei der Anteil sogenannter Seitensteiger bei den Neueinstellungen in keinem anderen Bundesland größer.
Seiteneinsteiger seien nach wie vor unverzichtbar, weil zu wenige Lehramtsabsolventinnen und Lehramtsabsolventen aus den Hochschulen kämen, hatte Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) jüngst erklärt. Nach ihren Angaben müssen in Mecklenburg-Vorpommern bis 2030 weit mehr als 3.300 Lehrkräfte eingestellt werden, aber nur 2.300 bilde das Land selbst aus.
Oldenburg: weniger Bürokratie und zusätzliche Verwaltungskräfte
Oldenburg reagierte auch auf die Forderungen der GEW. Das Land habe bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, um Lehrkräfte und Schulleitungen spürbar zu entlasten, insbesondere durch Abbau von Bürokratie und zusätzliche Verwaltungsfachkräfte. Zudem seien 240 Stellen für Alltagshilfen geschaffen worden, die Lehrer bei organisatorischen Aufgaben unterstützen. Für ältere Lehrkräfte seien bis zu vier Altersanrechnungsstunden pro Woche möglich.
„Wir schaffen Freiräume, damit sich Lehrkräfte mehr auf ihre pädagogischen Aufgaben konzentrieren können“, sagte Oldenburg. Dazu werde auch der Entlastungserlass überarbeitet, um zu sehen, wo es noch Erweiterungs- und Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Doch komme auch der Lehrerberuf nicht gänzlich ohne Verwaltungstätigkeiten aus, machte die Ministerin deutlich.