Tausende Menschen setzen beim CSD in Halle ein Zeichen für Vielfalt. Trotz angekündigtem Gegenprotest bleibt die Stimmung weitgehend friedlich – auch dank verstärkter Sicherheitsvorkehrungen.
Tausende Menschen haben beim Christopher Street Day (CSD) in Halle ein buntes Zeichen für Vielfalt und Toleranz gesetzt. Bis zu 2.000 Menschen beteiligten sich an dem Umzug durch die Stadt, die Veranstalter sprachen von rund 3.000 Teilnehmenden, wie die Polizei mitteilte. Entgegen vorheriger Befürchtungen blieb der angekündigte rechte Gegenprotest weitgehend aus.
Eine rechte Gegendemonstration mit ursprünglich 1.000 angemeldeten Teilnehmern sei nicht zustande gekommen – lediglich rund 40 Menschen hätten sich am Hauptbahnhof eingefunden, ohne die Versammlung durchzuführen, berichtete die Polizei. Etwa 400 Menschen nahmen dagegen an weiteren Kundgebungen teil, die den CSD unterstützten oder gegen die geplante rechte Versammlung gerichtet waren.
Friedlicher Verlauf trotz Sicherheitslage
Nach Polizeiangaben verliefen die Demonstrationen weitgehend friedlich. Eingeleitet wurden jedoch einzelne Verfahren wegen Nötigung im Straßenverkehr, Verstößen gegen das Versammlungsgesetz sowie Widerstands und Beleidigung gegen Vollstreckungsbeamte. Zudem sollen zwei Männer am Rande der Veranstaltung auf dem Marktplatz den Hitlergruß gezeigt haben. Die 23 und 47 Jahre alten Tatverdächtigen waren alkoholisiert, einer von ihnen leistete Widerstand gegen Polizisten.
Organisatoren zeigen sich zufrieden
„Der Tag war gut organisiert, mit einem sehr guten Zusammenspiel zwischen Veranstaltenden, Polizei und anderen Beteiligten“, sagte der Vorstand des CSD Sachsen-Anhalt, Falko Jentsch. Es sei „ein starkes Zeichen, dass so ein CSD funktionieren kann“. Die Stimmung sei bei Sonnenschein ausgesprochen gut gewesen.
Konsequente Reaktion auf bundesweite Angriffe
Im Vorfeld hatten Polizei und Veranstalter die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, auch wegen gewaltsamer Übergriffe auf eine queere Kundgebung im Juni in Brandenburg. In Sachsen-Anhalt sei die Lage aktuell besser unter Kontrolle, sagte Jentsch. „Die Polizei in Sachsen-Anhalt macht dieses Jahr wirklich einen guten Job bei den CSDs.“
Der Landtag von Sachsen-Anhalt hatte Ende 2023 beschlossen, CSDs unter besonderen Schutz zu stellen. Seitdem führt die Polizei rund um entsprechende Veranstaltungen gezielte Kontrollen durch. In Halle waren zudem Konfliktmanager im Einsatz. Insgesamt waren rund 550 Einsatzkräfte im Einsatz, unterstützt von Einheiten aus Magdeburg und Sachsen.
Erinnerung an den Ursprung der Bewegung
Der Christopher Street Day findet jedes Jahr in vielen Städten in aller Welt statt und erinnert an Ereignisse vom 28. Juni 1969: Polizisten stürmten damals die New Yorker Schwulen- und Lesbenbar „Stonewall Inn“ in der Christopher Street und lösten dadurch mehrtägige Proteste von Schwulen, Lesben und Transsexuellen aus. Der CSD soll an die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Intersexuellen und queeren Menschen erinnern.
Link zu Infos