Fehlende Leiche: Mann von seit 2020 vermisster Französin vor Gericht

Es gibt einige Indizien, aber keine Leiche: Ein 33 Jahre alter Franzose muss sich seit Montag wegen des Verdachts auf Mord an seiner Ehefrau vor Gericht verantworten. Der Angeklagte Cédric Jubillar erschien am Vormittag in dem vollbesetzten Gerichtssaal im südfranzösischen Albi. Seine Frau Delphine ist seit knapp fünf Jahren spurlos verschwunden – der Fall sorgt in Frankreich immer wieder für Aufregung.

Die Bedeutung des Falls für die Öffentlichkeit spiegelte sich auf zum Prozessauftakt wider: Für das auf vier Wochen angesetzte Verfahren sind etwa 300 Journalisten akkreditiert. Zudem bildeten sich Gruppen mit tausenden Mitgliedern in Onlinediensten, die über mögliche Lösungen des Falls diskutieren. 

„Ein Geständnis ist immer noch möglich“, sagte Philippe Pressecq, Anwalt eines Familienmitglieds der vermissten Delphine Jubillar. Die Anwälte des Angeklagten verweisen dagegen darauf, dass es „keinerlei Beweise“ dafür gebe, dass Cédric Jubillar seine Frau und die Mutter zweier gemeinsamer Kinder getötet habe.

Die damals 33 Jahre alte Krankenschwester verschwand im Dezember 2020. Ihr Mann meldete sie bei der Polizei als vermisst und erklärte, dass sie sich in einem einvernehmlichen Scheidungsprozess befänden. Die Ermittlungen ergaben jedoch, dass das Verhältnis der beiden stark belastet war und seine Frau bereits eine Beziehung zu einem anderen Mann eingegangen war. Nach Zeugenaussagen hatte Jubillar mehrfach gedroht, sie zu töten. 

Es wurden jedoch keine Spuren eines Gewaltverbrechen gefunden, lediglich die zerbrochene Brille der jungen Frau. Der damals sechs Jahre alte Sohn sagte aus, dass er gesehen habe, wie seine Eltern kurz vor dem Verschwinden seiner Mutter stritten und dabei handgreiflich wurden. Eine Leiche wurde trotz zahlreicher Suchaktionen nie gefunden. 

Der Angeklagte befindet sich seit 2021 in Untersuchungshaft. Vor Mithäftlingen und vor einer neuen Freundin, die ihn in der Haft besuchte, soll er erwähnt haben, dass er seine Frau getötet habe. In den Anhörungen bestritt er jedoch jegliche Verantwortung. Mit einem Urteil wird am 17. Oktober gerechnet.