Weniger Kinder, mehr Probleme: Die Debatte über einen Stellenabbau in Kitas bereitet vielen Sorgen. Was ist geplant?
Eltern, Erzieher und Einrichtungsträger fordern von der Landespolitik Klarheit bei Weiterentwicklung des Kita-Systems in Sachsen-Anhalt. Bei einer Demonstration vor dem Magdeburger Landtag und im Sozialausschuss wurde vor Personalabbau gewarnt. Zur Kundgebung wurden bunte Luftballons zerplatzt.
Nadja Sonntag von einer Elterninitiative aus Halle sagte, frühkindliche Bildung sei kein Luxus. Das auf Verschleiß gefahrene System müsse erneuert werden. „Bitte treffen Sie keine kurzfristigen Entscheidungen“, sagte sie in Richtung der Abgeordneten. Die Initiative befürchtet, dass Stellen abgebaut werden.
Es werden weniger Kinder betreut
Laut dem Statistischen Landesamt wurden Anfang März 152.143 Kinder betreut – und damit 2.749 weniger als ein Jahr zuvor. Weniger Kinder bedeuten für die Einrichtungen weniger Einnahmen. Dadurch gerät das System unter Druck.
Sichtbar wird das unter anderem in Halle. Während der Eigenbetrieb Kindertagesstätten einst 6.000 Kinder betreute, sind es aktuell 5.500, wie Betriebsleiter Hans-Jürgen Scherer sagte. „Es gibt keine Wartelisten mehr.“ Gleichzeitig würden die Herausforderungen größer, etwa in Kitas mit hohem Migrationsanteil oder durch eine umfassendere Elternbegleitung. Es wurden bereits Stellen abgebaut.
Awo sieht System unter Druck
Auch andere Träger wie die Awo bestätigen das. „Es finden Stundenreduzierungen statt“, sagte Vorständin Steffi Schünemann. Es sei unheimlich Druck im System. Nun stünden die Verhandlungen mit den Kommunen an, man brauche Klarheit, betonte sie.
Das Bistum Magdeburg teilte auf Anfrage mit, zuletzt habe es in der Landeshauptstadt eine Kita-Fusion gegeben. „Die Pfarrei musste sich von 8 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trennen“, sagte eine Sprecherin.
Das plant das Sozialministerium
Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) will gegensteuern und die Kommunen dabei unterstützen, Erzieherinnen und Erzieher trotz der sinkenden Kinderzahlen zu halten. Für das Jahr 2026 will sie aus Bundesmitteln den Kommunen rund 12,5 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Diese Bildungspauschale soll pro Fachkraft 640 Euro betragen.
Auch ist eine Demografiepauschale geplant. Die Kommune, die die meisten Kinder verliert, soll eine höhere Pauschale bekommen. Das soll vor allem im ländlichen Raum helfen. Dafür muss jedoch das Kinderförderungsgesetz geändert werden. Die Novellierung könnte im Oktober im Parlament eingebracht werden. Im Rahmen der Demografiepauschale sollen im nächsten Jahr rund 14,2 Millionen Euro fließen.
Die Linke fordert, die demografischen Veränderungen für eine Verbesserung der Personalschlüssel zu nutzen. „Eine Pauschale kann die strukturellen Probleme nicht lösen. Es braucht ein klares politisches Bekenntnis, die Kitas langfristig zu stärken“, sagte die kinderpolitische Sprecherin Nicole Anger.