Elf Jahre nach Verschwinden von 43 Studenten in Mexiko: Protestierende fordern Aufklärung

Elf Jahre nach dem Verschwinden von 43 Studenten in Mexiko sind verzweifelte Angehörige und weitere Demonstranten vor eine Militärkaserne in Mexiko-Stadt gezogen und haben dort gewaltsam Aufklärung über das Schicksal ihrer Angehörigen verlangt. Vermummte Männer steuerten einen Lkw gegen die Tore der Kaserne und setzten das Fahrzeug anschließend in Brand, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. „Es war an der Zeit, ein Zeichen zu setzen“, rechtfertigte Melitón Ortega den Angriff, dessen Neffe Mauricio Ortega unter den Vermissten ist.

„Wir wollen nicht, dass man uns sagt, dass man unseren Schmerz versteht“, sagte er bei dem Protest in der mexikanischen Hauptstadt. Stattdessen wollten die Angehörigen endlich wissen, „wo sie sind, was mit ihnen passiert ist, ob sie leben oder tot sind“. Die Angehörigen würden weiterkämpfen.

Die Demonstranten verließen anschließend den Ort, Verletzte oder Festnahmen wurden keine gemeldet. Die Feuerwehr brachte das Feuer unter Kontrolle, die Gebäude innerhalb des Militärgeländes blieben unversehrt.

Die Studenten der Lehrerbildungsanstalt von Ayotzinapa im Süden Mexikos waren in der Nacht vom 26. auf den 27. September 2014 verschwunden. Nach einer Theorie der Staatsanwaltschaft zu Zeiten der Regierung von Präsident Enrique Peña Nieto (2012-2018) waren sie von korrupten Polizisten an das Kartell Guerreros Unidos übergeben worden – im Glauben, dass es sich um eine rivalisierende Bande handle. 

Die Studenten wollten damals von der Stadt Iguala aus mit einem Bus in die Hauptstadt Mexiko-Stadt fahren, um am 2. Oktober an einer Demonstration teilzunehmen. Drogenhändler sollen die 43 Studenten dann umgebracht, angezündet und die Asche in einen Fluss gestreut haben. 

Laut Ermittlungen sind in den Fall Polizisten, Drogenhändler und wahrscheinlich auch Militärangehörige verwickelt. Verurteilt wurde bisher niemand. Bisher konnten nur die sterblichen Überreste von drei Opfern identifiziert werden.

Nach Angaben der Angehörigen weigert sich das Verteidigungsministerium, Informationen über Militärpatrouillen am Tag der Tat herauszugeben, die ihrer Meinung nach zur Aufklärung des Falls beitragen könnten.