90. Geburtstag: Mary Poppins machte sie zum Star – so ging Julie Andrews‘ Filmkarriere weiter

Als fliegendes Kindermädchen Mary Poppins wurde Julie Andrews in den 1960er-Jahren zum Star. Sie hat noch weitere wunderbare Filme gedreht – ein Geburtstagsgruß zum 90.

Sie war schon früh ein Bühnenstar, aber ihr Start war alles andere als leicht. Geboren 1935 in Walton-on-Thames, England, musste Julie Andrews schon als Teenagerin die Familie ernähren – das Geld war stets knapp, der Stiefvater Alkoholiker. Aber er erkannte früh ihr Talent: Schon im Alter von neun Jahren konnte Andrews‘ Stimme sich über vier Oktaven bewegen. Ihr Stiefvater machte sie zum Teil der Vaudeville-Show, mit der die Familie durch England reiste. Mit gerade einmal zwölf Jahren trat Julie Andrews in Musicals wie „Starlight Roof Revue“ oder „Humpty Dumpty“ in London auf. Wegen der Sucht des Stiefvaters sorgte sie bald nahezu allein für ihre Eltern und ihre Halbgeschwister. „Wir brauchten dringend Geld. Also tourte ich, als ich etwa 15 war, allein durch ganz England, immer wieder und wieder“, erinnerte sie sich im Gespräch mit „CBS News“.

Der Broadway ruft

Noch als Jugendliche geht Julie Andrews nach New York an den Broadway. Mit 19 spielt sie die Hauptrolle im Musical „The Boy Friend“ und nur drei Jahre später die Eliza Doolittle in der Bühnenversion von „My Fair Lady“ an der Seite von Rex Harrison. Es ist ein Sensationserfolg. Es folgt „Camelot“, Andrews gibt die Guinevere. Da erkennt Walt Disney in ihr seine Mary Poppins – seit Jahren schon will Disney die Geschichten des Kindermädchens aus den Romanen der australischen Schriftstellerin P. L. Travers verfilmen. Nun ist es endlich so weit – Julie Andrews wird zum Weltstar und erhält für ihre Darbietung sogar den Oscar.

 

Es folgt der Film „The Sound of Music“, der deutsche Titel lautet „Meine Lieder – meine Träume“, der in vielen Ländern der Welt heute einen ähnlich kultigen Status hat. Andrews spielt darin wieder ein singendes Kindermädchen, das zur Zeit der NS-Machtergreifung in Salzburg die Kinder des Witwers Kapitän von Trapp betreut und am Ende mit der ganzen Familie vor den Nazis über die Berge in die Freiheit flieht. In Deutschland und Österreich war der Film kein Erfolg, die Nazivergangenheit wohl noch zu frisch. Aber im Rest der Welt prägt er bis heute das Traumbild von Österreich mit Bergen, Seen und Apfelstrudel.

Julie Andrews verliert ihre Stimme

Dann lernt Julie Andrews den Regisseur Blake Edwards kennen und lieben. Sie drehen „Darling Lili“ zusammen, heiraten, es folgen sechs weitere gemeinsame Filme in den nächsten Jahren. Edwards fügt dem bis dahin braven, lustig-sympathischen Image von Julie Andrews eine neue Facette hinzu, lässt sie kühl, elegant, burschikos und erotisch sein, etwa in der Verwechselungskomödie „Victor/Victoria“. 

Das Paar adoptiert zwei Mädchen aus Vietnam, lebt in Los Angeles und der Schweiz. Dann der Tiefpunkt: Wegen Knötchen an den Stimmbändern lässt Julie Andrews sich 1997 operieren – doch etwas geht schief und sie verliert ihre Stimme fast völlig. Die rechtliche Auseinandersetzung mit den behandelnden Ärzten endet im September 2000 mit einem Vergleich. „Man hat mir damals mein größtes Talent geraubt“, sagt sie 2004 in einem Interview mit dem stern.

Doch Julie Andrews kämpft sich zurück, für den Film „Plötzlich Prinzessin“, 2001, singt sie erstmals wieder. Wenn auch nur ein Lied, das sich innerhalb einer Oktave bewegt. Neun Jahre später feiert sie ihr Comeback als Sängerin in London, begleitet vom Royal Philharmonic Orchestra – und erhält Standing Ovations.

In den letzten Jahren hat Julie Andrews ihre Stimme vor allem als Synchronsprecherin in Filmen verliehen. Und auch, wenn sie nicht mehr an den Umfang von damals, vor der OP, herankommt, so ist sie doch einzigartig und unverwechselbar. Am 1. Oktober feiert Julie Andrews nun ihren 90. Geburtstag. Und wir blicken auf zwölf der wunderbaren Theaterstücke und Filme, die sie uns in all den Jahren geschenkt hat.