Neuverfilmung von Ende-Klassiker „Momo“: Die Grauen Herren terrorisieren das Jahr 2025

Über 50 Jahre nach der Veröffentlichung von Michael Endes Buch „Momo“ kommt eine Neuverfilmung der wahrlich zeitlosen Geschichte ins Kino.

Beinahe 40 Jahre ist es her, dass Michael Endes (1929-1995) Fantasy-Klassiker „Momo“ unter der Regie von Johannes Schaaf (1933-2019) und mit Radost Bokel (50) in der Titelrolle die Leinwand eroberte. Die Romanvorlage über das empathische Waisenmädchen, das sich mit den zeithungrigen und schaurigen Grauen Herren anlegt, hat sogar schon über 50 Jahre auf dem Buckel. Am 2. Oktober startet die Neuverfilmung der buchstäblich zeitlosen Geschichte in den deutschen Kinos und beweist: Die Grundbotschaft mag dieselbe sein. Doch wirkt sie dieser Tage aktueller und wichtiger denn je.

Der Kampf gegen die Gier und für die Menschlichkeit – darum geht es

Das verwaiste Mädchen Momo (Alexa Goodall, 13) hat sein Zuhause in einem verfallenen römischen Amphitheater gefunden und ist stets eine geduldige Zuhörerin für die Menschen um sie herum. Am glücklichsten ist sie jedoch, wenn sie Zeit mit Gino (Araloyin Oshunremi, 21), ihrem engsten Freund, verbringen kann.

Doch das ändert sich schlagartig, als ein einflussreicher globaler Konzern damit anfängt, den Menschen ihre Zeit zu rauben. Plötzlich hat keiner mehr einen Moment für Momo übrig – nicht einmal Gino. Das stürzt die einfühlsame Momo in tiefe Verzweiflung. Als schließlich eine rätselhafte Schildkröte ihren Weg kreuzt, lernt sie Meister Hora (Martin Freeman, 54) kennen, der über die Zeit wacht. Zu zweit stellen sie sich den Zeiträubern entgegen.

Fantasywelt mit weltlichen Schrecken

Zeit ist Geld, weiß der Volksmund. Michael Ende machte nie einen Hehl daraus, dass er mit seinem fantasievollen Roman „Momo“ eine sehr weltliche Schieflage kritisierte. Die Grauen Herren, die für die „Zeitsparkasse“ Minuten statt Moneten eintreiben, sorgten in der ersten Verfilmung von 1986 wohl vor allem bei Kindern für Albträume. Eigentlich hätten sie aber vornehmlich bei allen erwachsenen Zuschauerinnen und Zuschauern für schlaflose Nächte sorgen sollen.

Die hohlen Versprechen von Zins und Zinseszins der aschfahlen Anzugträger der „Zeitsparkasse“ sind es schließlich, die aus den Erwachsenen empathie- und fantasielose Arbeiterdrohnen machen, denen klammheimlich die Lebensgrundlage entzogen wird.

Wo die Grauen Herren das Monotone einer von Gier getriebenen Gesellschaft symbolisieren, stellt Momo das genau Gegenteil dar. Sie ist mittellos, aber glücklich, die uneigennützige Großzügigkeit in Person. Also der Todfeind der häufig so egoistischen Gewinnoptimierung, die dieser Tage immer allgegenwärtiger erscheint. Aus der Botschaft einer vermeintlichen Geschichte für Kinder gibt es auch im Jahr 2025 wieder viel für die erwachsenen Generationen zu lernen.

Es wird noch internationaler

In der ersten Verfilmung wirkten neben Bokel noch deutsche Kinogrößen wie Mario Adorf und Armin Mueller-Stahl mit – letztgenannter Charaktermime als diabolischer Chef der stets Zigarre rauchenden Schergen in Grau. Zahlreiche Rollen wurden derweil von internationalen Stars verkörpert, US-Schauspieler John Huston etwa spielte Meister Hora.

Im Remake wird diese Ehre dem britischen Star Martin Freeman zuteil, bekannt aus der „Hobbit“-Trilogie sowie der „Sherlock“-Serie mit Benedict Cumberbatch. Und auch Momo selbst ist dieses Mal nicht nur rot- statt braunhaarig, sondern Britin. Für die 13-jährige Alexa Goodall ist es die erste Kino-Hauptrolle, sie wirkte für die Miniserie „Ein Gentleman in Moskau“ aber auch schon an der Seite von Ewan McGregor mit und empfiehlt sich mit „Momo“ für weitere tragende Rollen.

Zu den weiteren Stars der Neuverfilmung zählen die ebenfalls britischen Schauspieler Araloyin Oshunremi und Laura Haddock sowie die beiden dänischen Darsteller Kim Bodnia und Claes Bang. Aus deutscher Sicht hält David Schütter, der gerade erst in der Amazon-Produktion „Der Tiger“ in einer Hauptrolle brillierte, in der Rolle des Brutus die Fahne hoch.