Probephase bereits absolviert: Land will Kitakindern den Schulstart erleichtern

Schleswig-Holstein will den Förderbedarf von Kindern anderthalb Jahre vor deren Schulstart erfassen, um sie gezielt zu unterstützen. So soll der Übergang zur Schule erleichtert werden.

Schleswig-Holstein plant, Kitakindern den Übergang in die Schule durch gezielte Förderung zu erleichtern. So sollen die Kinder eineinhalb Jahre vor dem Schulstart mit etwa viereinhalb Jahren auf ihre Kompetenzen getestet werden, sagte Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) in Kiel. Ab dem Schuljahr 2028/29 soll der Entwicklungsstand dann flächendeckend und einheitlich erfasst werden. 

Touré betont, dass Kinder zum Schulstart in zentralen Fähigkeiten wie Sozialverhalten, Motorik, Sprache sowie Mathematik und Naturwissenschaften gestärkt sein sollen. Dafür soll der Förderbedarf bereits mit viereinhalb Jahren mit Hilfe von Dokumentationsbögen erfasst und gezielt angegangen werden. Auch die Eltern sollen aktiv einbezogen werden.

Im nördlichsten Bundesland gebe es 1.855 Kitas und rund 2.000 Kinder- und Tagespflegestätten. Das Programm „Entwicklungsfokus Viereinhalb“ soll deshalb in vier Phasen starten. Die erste Pilotphase, die an zehn Grundschulen und zehn Kitas lief, ist laut Touré nun abgeschlossen.

Erste Kitas und Schulen über Sozialindex ausgewählt

Laut Bildungsministerin Dorit Stenke wurden 188 Kinder untersucht, von denen über 60 Prozent einen Förderbedarf in der Sprache aufwiesen. Dies liege daran, dass die jeweils zehn ausgewählten Kitas und Schulen nach einem Sozialindex bestimmt wurden. „Das heißt, die Zahlen sind nicht repräsentativ“, sagte die CDU-Politikerin.

In der zweiten Phase, die im November beginnt, soll das Programm an weiteren 54 Kitas und 38 Grundschulen erprobt werden. Geplant sind dafür Schulungen für das Personal, eine Auftaktveranstaltung und Informationen für Eltern. Eine Teilnahme am Programm ist bisher freiwillig.

Es komme zudem dabei nicht darauf an, dass die Kinder beim Schulstart schon alle Kompetenzen mitbringen müssten, erklärte Stenke. Stattdessen solle die Entwicklung der Kinder insbesondere sprachlich bestmöglich gefördert werden. Sie betonte: „Es geht hier darum, kein Kind zurückzulassen.“

Gesetzesnovelle geplant

Um allen Kindern im Land bessere Chancen zu bieten, sollen das Schul- und das Kitagesetz überarbeitet werden. Ziel ist es, auch jene Kinder zu erreichen, die keine Kita besuchen. „Die Gründe, warum sie keine Kita besuchen, sind so vielfältig wie die Kinder, die es dort gibt“, führte die Bildungsministerin aus. 

„Deshalb wollen wir alle Eltern verpflichten, dass sie ihre Kinder mit viereinhalb Jahren einmal vorstellen“, erklärte sie. Das entsprechende Gesetz soll noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden. Die verpflichtende Vorstellung der Kinder mit der landesweiten Einführung des Programms ist für das Schuljahr 2028/29 geplant.