Medienpreise: Eklat bei Grimme: Online-Preisträger lehnen Preis ab

Eklat beim Grimme Online Award: Zwei Preisträger lehnen den Preis ab. Hintergrund ist der Streit um die zurückgenommene Ehrung einer jungen Nahost-Aktivistin. Grimme verspricht eine offene Debatte.

Die seit Wochen umstrittene Aberkennung einer Ehrung für die junge Nahost-Aktivistin Judith Scheytt hat für einen Eklat beim Grimme Online Award gesorgt. Zwei Preisträger der Auszeichnung für Netzjournalismus, die Regisseure Moritz Riesewieck und Hans Block, nahmen den Preis am Mittwochabend bei der Gala-Veranstaltung nicht an. Die Regisseure sollten einen Preis für ihren Report „Eternalyou“ über KI-generierte Angebote zur fiktiven Kommunikation mit Verstorbenen bekommen.

„Wir hoffen auf eine reflektierte Aufarbeitung, damit wir weiter an diesen Preis glauben können. Solange wir das nicht können, stellen wir diesen Preis hier hin und hoffen, uns vielleicht irgendwann wiederzusehen und uns irgendwann wieder richtig zu freuen“, sagte Riesewick und stellte den Preis auf das Rednerpult. Dann verließen beide die Bühne.

Die Ehrung für Scheytt hatte nicht das Grimme-Institut, sondern der vom Institut unabhängige Förderverein „Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises“ ausgesprochen. Als Kritik und Antisemitismus-Vorwürfe gegen Scheytt laut geworden waren, hatte der Förderverein die Ehrung aber wieder zurückgenommen, obwohl Teile der Jury dem widersprachen. Das sorgte für heftige Proteste, die sich auch gegen das Grimme-Institut selbst richteten.

Grimme-Chefin Çiğdem Uzunoğlu hatte den Konflikt zu Beginn des Festaktes selbst angesprochen. Die Entscheidung des Vereins zur Aberkennung sei „formal betrachtet ein Fehler“, sagte sie. Das Institut habe auf den Vorgang keinerlei Einfluss genommen. Sie wolle nun eine offene Debatte zu dem Thema führen, versprach sie. Die Unabhängigkeit von Jurys werde bei Grimme ohne Ausnahmen respektiert. Uzunoğlu kündigte außerdem an, dass das Institut sich künftig organisatorisch vom Förderverein komplett trennen werde.

Die Ankündigung von Uzunoğlu reiche nicht aus. Die Aberkennung der Ehrung sei ein massiver Angriff auf die Unabhängigkeit einer Juryentscheidung durch Druck von Außenstehenden, sagte Block. Die Grimme-Chefin habe sich demgegenüber versteckt, warf Riesewieck ihr vor.