WM 2030: XXL-WM mit 64 Teams? Südamerika erhöht den Druck

Südamerikas Fußball-Verband will die WM 2030 auf 64 Teams aufstocken. „Völlig überzogen“ findet Joachim Löw die Idee. Die FIFA scheint alles andere als abgeneigt.

Es ist eine Idee, die mal wieder zahlreiche Gemüter in der Fußball-Welt erhitzt. Die Weltmeisterschaft 2030 könnte auf 64 Mannschaften aufgestockt werden – also genau die WM, die erstmals überhaupt in sechs Ländern ausgetragen wird. 

Portugal, Spanien, Marokko, Argentinien, Uruguay und Paraguay sind die Gastgeber – und vor allem die drei Letztgenannten treiben den Wunsch nach noch mehr Teams und noch mehr Spielen mit Vehemenz voran. „Völlig überzogen“ findet Ex-Bundestrainer Joachim Löw den Vorschlag, der vom Weltverband FIFA geprüft wird. Aber wie kam es überhaupt dazu? Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet einige Fragen.

Woher kommt der Vorschlag?

Seinen Ursprung nahm das Ganze Anfang März dieses Jahres, als die Idee erstmals im FIFA-Rat besprochen wurde. Ein FIFA-Ratsmitglied aus Uruguay hatte die Idee eingebracht, der Weltverband kündigte anschließend eine Prüfung des Vorschlags an. 

Dass der Gedanke mehr als nur ein Hirngespinst sein könnte, unterstreicht ein hochrangiges Gipfeltreffen Ende September in New York. Dort hatte sich FIFA-Boss Gianni Infantino unter anderem mit den Staatspräsidenten Uruguays und Paraguays getroffen. Auch hochrangige Fußball-Funktionäre Südamerikas waren dabei.

Warum wollen die Südamerikaner die WM-Aufstockung?

Symbolisch ist das Turnier zwar stark mit Südamerika verknüpft, weil bei Turnierstart 100 Jahre zuvor die erste WM in Uruguay stattgefunden hatte. Bis auf drei Eröffnungsspiele sind aber aktuell keine Partien auf dem Kontinent geplant. 

Sollte das Turnier auf 64 Teams aufgestockt werden, würden wohl deutlich mehr Spiele in Argentinien, Paraguay und Uruguay ausgetragen werden. Und mehr Spiele würden natürlich die regionale – sowie vor allem auch die wirtschaftliche – Bedeutung des Turniers in Südamerika erhöhen. 

Was würde die WM-Aufstockung für den Kalender bedeuten?

Kurzum: Deutlich mehr Spiele. Schon die nächste WM im kommenden Jahr in den USA, Kanada und Mexiko wurde aufgestockt und findet erstmals mit 48 Teams statt. Das bedeutet 104 Spiele. Sollte das Turnier danach tatsächlich mit 64 Mannschaften stattfinden, würde sich die Anzahl der Partien auf 128 erhöhen. Die Turnierdauer könnte sich noch einmal verlängern. 

Mehr Spiele bedeuten gleichzeitig mehr Belastung in einem ohnehin schon eng gestrickten Fußball-Kalender. Doch für die einzelnen Top-Teams dürfte die Anzahl der Partien nicht steigen. Schon 2026 sind auf dem Weg zum WM-Titel acht Spiele notwendig – mehr wären es wohl auch bei einer Aufstockung auf 64 Teams nicht.

Was hält die deutsche Fußball-Prominenz davon?

„Ich habe davon gehört“, sagte Jürgen Klopp dem Portal „The Athletic“: „Ich wollte gar nicht darüber nachdenken. Ehrlich gesagt, ich habe es einfach gesehen und dachte: Oh nein, damit mache ich nichts.“ 

Klopp begründete bildhaft, warum er sich darüber nicht groß aufregen wolle: „Was immer ich sage, ich könnte es genauso gut meiner Mikrowelle erzählen.“ Das habe „den gleichen Effekt“. Der 58-Jährige hatte die aus seiner Sicht zu hohe Belastung der Fußball-Profis schon mehrfach kritisiert. Geändert hat sich seitdem nichts.

Auch Löw, Weltmeister-Trainer von 2014, ist nicht begeistert. „Ich sehe es vollkommen kritisch aus Sicht eines Trainers, weil die Gesundheit und die Qualität der Spieler immer an allererster Stelle stehen“, sagte Löw bei Nitro. „48 Mannschaften sind schon insgesamt gesehen ein Qualitätsverlust, ohne den Kleineren nahe treten zu wollen“, ergänzte er. „Aber eine WM, eine EM, lebt auch von hochklassigen Spielen. Das wollen die Leute sehen.“

Wie geht es jetzt weiter?

Offiziell befindet sich der Vorschlag des südamerikanischen Verbandes Conmebol weiter in der Prüfung durch die FIFA. Dass Infantino sich aber schon mit den Verfechtern der Idee getroffen hat, gilt als klares Indiz für seine Unterstützung der Idee. Bis eine weitere Aufstockung Realität wird, müssten aber noch ein paar Schritte gegangen werden. Sollte die Prüfung positiv verlaufen, müsste der FIFA-Rat über die Idee abstimmen.