In Deutschland und Europa sollen in den kommenden Jahren hohe Milliardenbeträge in Militärausrüstung fließen. Rüstungskonzerne suchen neue Produktionsstandorte. Ist Thüringen dabei?
Der Chef der Landesentwicklungsgesellschaft, Andreas Krey, sieht Chancen, dass Thüringen von den Milliardeninvestitionen in neue Militärausrüstungen in Deutschland und Europa profitiert. „Thüringen ist bereits in der engeren Standortwahl bei einigen internationalen Rüstungsinvestitionen“, sagte Krey der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Zu konkreten Projekten wollte er sich noch nicht äußern.
Derzeit hielten internationale Produzenten von Militärtechnik Ausschau nach Standorten für zusätzliche Produktionskapazitäten. „Da spielt auch eine Rolle, dass sie so an der Ausschreibung von Militärausrüstungen in Europa teilnehmen können.“ Zudem sei es Ziel der EU, dass sie bei Militärtechnik unabhängiger von den USA wird. Insgesamt sei dafür viel Geld vorgesehen. „Das wird über Jahrzehnte laufen“, sagte Krey. „Die Karten werden derzeit gemischt – und wir sind dabei.“
Große Industrieflächen im Angebot
Er könne sich vorstellen, dass sich durch Investitionen von Rüstungsunternehmen in neue Produktionsstandorte ein Markt für regionale Zulieferungen entwickle. Thüringen könne mit seiner zentralen Lage, einer guten Erreichbarkeit und der Verfügbarkeit von erschlossenen Industrieflächen punkten.
Krey verwies als Beispiel auf das mit Investitionen von rund 50 Millionen Euro komplett erschlossene Industriegebiet „Goldene Aue“ in Nordthüringen. Es habe eine Fläche von 80 Hektar. Das Areal sei mehrmals von potenziellen Investoren für Industrieansiedlungen reserviert worden, letztlich seien Entscheidung aber vertagt oder andere Standorte gewählt worden.
Der LEG-Geschäftsführer sieht in Rüstungsinvestitionen kein Allheilmittel für zurückgehende Investitionen im Freistaat oder einen Ersatz für die schwächelnde Automobilindustrie. „Rüstungsproduktion und Automobilherstellung sind zwei verschiedene Welten -allein schon von den Stückzahlen, um die es geht“. Guten Chancen sehe er bei wissensbasierten Technologien, Datenzentren, Sensorik und Robotik – auch mit dem Blick auf den Arbeitsmarkt. „Das sind Entwicklungsmöglichkeiten, die sich allerdings erst mittelfristig auszahlen.“
Alternativen für Zulieferstandorte gesucht
Die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG), die im Auftrag des Landes national und international Investorenwerbung und -betreuung betreibt, spürt nach Angaben von Krey eine seit 2023 verhaltene Investitionsneigung. „In diesem Jahr betreuen wir 23 Investitionsprojekte, in der Mehrzahl Erweiterungsinvestitionen mit einigen hundert neuen Arbeitsplätzen.“ Das seien weniger als in der Vergangenheit.
Zudem versuche die LEG, Alternativen für einige Standorte der Automobilzulieferindustrie zu suchen, die aufgegeben werden oder durch Insolvenzen gefährdet sind. Ein Schwerpunkt seien dabei Standorte, die auf Zulieferungen für herkömmliche Antriebe spezialisiert sind. Derzeit seien das zehn Projekte thüringenweit, die betreut würden, so Krey.