Hessischer Film- und Kinopreis: Film über Hanau-Attentat zum besten Dokumentarfilm gekürt

Neun Menschen wurden beim rassistischen Anschlag in Hanau im Februar 2020 erschossen. Der Dokumentarfilm „Das Deutsche Volk“ nimmt den Blick der Angehörigen ein – und wird nun geehrt.

Der Film „Das Deutsche Volk“ von Marcin Wierzchowski über den rassistischen Anschlag von Hanau ist bei der diesjährigen Verleihung des Hessischen Film- und Kinopreises zum besten Dokumentarfilm gekürt worden. „Die radikale Konzentration auf die Perspektive der Hinterbliebenen gibt Wierzchowskis Film seine außergewöhnliche Kraft, die niemanden gleichgültig lässt“, erklärten die Juroren.

In Hanau hatte am 19. Februar 2020 ein 43-jähriger Deutscher neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Paun, Fatih Saraçoglu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Nach dem Anschlag tötete er seine Mutter und sich selbst.

Angehörige der Opfer auf der Bühne in Frankfurt

Filmemacher Wierzchowski nannte auf der Bühne die Namen der neun Opfer – und er nannte auch die Namen einiger Angehöriger, von denen manche mit auf die Bühne gekommen waren. Vom Publikum gab es bei der Gala in der Alten Oper Frankfurt stehenden Applaus.

Schauspielerin Melika Foroutan, die die neue Frankfurter „Tatort“-Kommissarin Maryam Azadi spielt, hielt eine bewegende Laudatio: „Fünf Jahre später möchte immer noch niemand Verantwortung übernehmen“, sagte sie. „Bis heute möchte niemand für eine lückenlose Aufklärung sorgen.“

Der Film mache auf besonders erschütternde Weise den tiefen Vertrauensverlust von Menschen bewusst, in die Gesellschaft, die sie umgebe, in Deutschland, das sie beheimate. „So etwas darf es in Deutschland nicht geben. Und doch schauen wir seit Jahrzehnten zu, wie es das eben doch gibt in Deutschland und wie das Vertrauen schwindet und die Wut und der Schmerz und die Enttäuschung wachsen“, sagte Foroutan. „Und die AfD, die wächst auch.“