Flutkatastrophe: Realitätsabgleich und Dankbarkeit: Kabinett besucht Ahrtal

Wie ist das Leben vier Jahre nach der Flut im Ahrtal? Davon will sich die Regierung vor Ort einen Eindruck machen. Der Ministerpräsident hat eine klare Meinung zur Region.

Die Ministerinnen und Minister wollen im Ahrtal nicht nur hinter verschlossenen Türen sitzen. Für das Kabinett geht es nach einer Sitzung kurz vor dem vierten Jahrestag der Ahrtal-Flut raus auf den Rotweinwanderweg.

Zuvor trafen sich der Ministerpräsident, die Ministerinnen und die Minister mit der Ahr-Landrätin und den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der Region in einem Hotel direkt an der Ahr, das von der Flut betroffen war. Beide Seiten betonten danach: Die Zusammenarbeit ist gut, die Gespräche sind konstruktiv, man ist sich gegenseitig dankbar.

„Man hat ja dann einfach auch sehr viel miteinander zu tun, man lernt sich auf einer ganz persönlichen Ebene kennen. Da bleibt nicht aus, dass man sich dann irgendwann auch sympathisch findet“, sagte Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) nach den Gesprächen.

„Arbeit am Schreibtisch in Mainz“ mit Realität abgleichen

Der Besuch sei für alle in der Region ein Zeichen. Es sei einerseits eine hohe Wertschätzung, sagte Ahr-Landrätin Cornelia Weigand (parteilos). „Andererseits gleicht es immer noch mal die Eindrücke in der Arbeit am Schreibtisch in Mainz ab mit unserer Realität hier. Auch dafür ist dieser Besuch wichtig“, sagte sie. „Dafür sind auch die folgenden Vor-Ort-Termine wichtig und vielleicht auch die Wanderung, wo man noch mal andere Aspekte in den Fokus nehmen kann als man das in so einem großen offiziellen Rahmen tun würde.“

Im Anschluss an die Sitzung und Gespräche stand eine Wanderung einer Etappe des Rotweinwanderwegs an. „Dieser steht sinnbildlich für die großen Anstrengungen, Erfolge und auch Ambitionen beim Ausbau der touristischen Infrastruktur“, hatte die Staatskanzlei mitgeteilt. 

Am Nachmittag hatten die Ministerinnen und Minister dann individuelle Termine im Ahrtal – zur Gewässerwiederherstellung, beim Jobcenter, beim Gymnasium und in einer Klinik.

Mehrere Milliarden Euro bewilligt

Mittlerweile seien für den Wiederaufbau im Ahrtal mehrere Milliarden Euro Förderung bewilligt worden, sagte Schweitzer. Über alle Förderbereiche hinweg seien es bis Mitte Juni rund 3,06 Milliarden Euro für die Region gewesen.

„Ich finde, das ist nicht nur eine stattliche Zahl, sondern man sieht es auch. Man sieht es an vielen Projekten“, sagte Schweitzer. „Aber wir sehen natürlich auch was wir noch vor uns haben, was wir noch zu tun haben.“

Mit Stand Mitte Mai wurden beispielsweise in diesen Bereichen Förderungen bewilligt:

Bei der Aufbauhilfe für die allgemeine kommunale Infrastruktur wurden bislang 99,5 Prozent der Anträge bewilligt – mit rund 1,04 Milliarden Euro.Bei der Wasser- und Abfallwirtschaft sowie der Gewässer- und Hochwasserschutz sind bislang 88,2 Prozent der Anträge mit insgesamt 355,4 Millionen Euro bewilligtFür den privaten Wiederaufbau wurden rund 627,2 Millionen Euro für Gebäude bewilligt. Die Quote liegt hier bei 95 Prozent.

Inhaltlich ging es bei der Sitzung unter anderem auch um den Hochwasserschutz, Radwege und andere Projekte.

Schweitzer: Ahrtal eine der schönsten Regionen Deutschlands

Durch die Flutkatastrophe am 14. und 15. Juli 2021 starben in Rheinland-Pfalz 136 Menschen – 135 davon im Ahrtal und ein Mensch im Raum Trier. Ein Mensch gilt weiterhin als vermisst. Tausende verloren ihr Zuhause, die Region wurde erheblich beschädigt. 

Der Wiederaufbau wird noch Jahre dauern. Währenddessen teilte die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz am Dienstag mit, dass sie das Beratungsangebot für Flutbetroffene fortführt und ab dem 1. Juli übernimmt. Info-Points sollen dann durch wechselnde Beratungsorte ersetzt werden.

Unter den Folgen der Flut leiden die Menschen, die Infrastruktur und auch der Tourismus. Wie Tourismusministerin Daniela Schmitt (FDP) sagte: Das Ahrtal sei eine der wichtigsten Regionen für den Tourismus in Rheinland-Pfalz. Die Übernachtungs- und Gästezahlen seien zuletzt erfreulicherweise gestiegen. Auch Schweitzer betonte: „Wer hier lebt, lebt in einer der schönsten Regionen Deutschlands. Auch das wird immer wieder deutlich, wenn man hier ist.“