Streit um den Wolf: Undercover für den Wolf? Jäger im Clinch mit Aktivisten

Eine „Taskforce Artenschutz“ will undercover gegen illegale Wolfsjagd vorgehen. Der Landesjagdverband kritisiert die Gruppe. Verschärft sich die Auseinandersetzung um den Wolf?

Der Landesjagdverband befürchtet eine Verschärfung der Auseinandersetzung im Umgang mit dem Wolf. Verbandsgeschäftsführer Kai Hamann wirft einer Gruppierung mit dem Namen „Taskforce Artenschutz“ vor, Straftaten in Jagdrevieren zu begehen. Es seien etwa Hochsitze beschädigt und Wildtierkameras entfernt worden, sagte Hamann der Deutschen Presse-Agentur. „Ich befürchte, dass es schlimmer wird.“ 

Ziel des Landesagrarministeriums und des Jagdverbandes ist künftig eine Verringerung des Wolfsbestandes – Artenschützer protestieren dagegen. 

Die im Januar gegründete „Taskforce Artenschutz“ schreibt im Netz, sie ermittele verdeckt bei Artenschutzdelikten bundesweit, dazu gehört unter anderem die Jagd und illegale Tötung von Wölfen. Ihre Identität wollen die Aktivisten nicht preisgeben. 

Gruppierung weist Vorwürfe zurück

Die Vorwürfe des Jagdverbandes weist die Gruppierung als unbegründet zurück, wie der Gründer, der nur Max genannt werden will, auf Anfrage schrieb. „Ich möchte ausdrücklich hervorheben, dass wir stets mit legalen Mitteln agieren und unsere Einsätze im Vorfeld sowie in der Nachbereitung mit unserer Rechtsabteilung abstimmen und evaluieren.“

Künftig ist im Bund und im Land die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht geplant. Brandenburg ist Wolfsland Nummer eins in Deutschland mit den meisten Rudeln. Seit längerem wird kontrovers über eine Reduzierung der Zahl der Tiere angesichts von Nutztier-Rissen diskutiert und ob Abschussquoten eingeführt werden sollen. Die bisherige Einstufung des Wolfs soll von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabgesetzt werden. 

Taskforce Artenschutz“ will gegen die illegale Jagd vorgehen 

„Mit modernster Technik und einem erfahrenen Team sind wir bereit, gegen die illegale Jagd auf den Wolf, Luchs und weitere bedrohte, geschützte und streng geschützte Arten vorzugehen“, schreibt die „Taskforce Artenschutz„. Bei Instagram hießt es auch, ihr Ziel sei Artenschutz „ohne Sachbeschädigung oder andere negative Methoden“. 

„Die meisten unserer Aktivisten agieren unauffällig und im Verborgenen, was uns die nötige Sicherheit gibt und es ermöglicht, unbemerkt in sensible Strukturen einzudringen“, so die Gruppe. Dort ist auch zu lesen, es habe bislang 39 anonyme Hinweise auf Artenschutzverstöße und 28 „Einsätze“ gegeben (Stand 24. Juni). 

Landesregierung berichtete von Beschädigungen 

Im April teilte das Innenministerium auf eine Anfrage der AfD-Landtagsfraktion mit: „Gegenwärtig sind zwei Ermittlungsverfahren wegen Sachbeschädigung in Bearbeitung, die eine Verbindung zur benannten Gruppierung aufweisen könnten.“

Nach Einschätzung des Jagdverband-Geschäftsführers Hamann haben sich die meisten Fälle von Straftaten bislang im Kreis Teltow-Fläming bei Ludwigsfelde ereignet. Es seien Anzeigen gestellt worden. Die Gruppe hinterlasse auch ihr Logo, sagte Hamann.

Im Netz berichtete die Gruppe unter anderem auch, es sei etwa im Raum Treuenbrietzen (Kreis Potsdam-Mittelmark) im März Jagd auf Wölfe gemacht worden – was bislang angesichts des strengen Schutzes der Tiere verboten ist. 

Landesumweltamt listet bislang keine illegale Tötung auf

Das für Wölfe zuständige Landesamt für Umwelt meldet auf seiner Homepage bislang in diesem Jahr 22 tot gefundene Wölfe. Davon wird der Verkehr bei 18 Tieren als Todesursache angegeben. Eine illegale Tötung wurde nach der bisherigen Auflistung in diesem Jahr nicht nachgewiesen. 

2024 hatte das Landesumweltamt 7 illegale Tötungen genannt – ein Höchststand seit mehr als 20 Jahren. 2023 wurden von der Behörde 3 Wölfe registriert, die verbotenerweise getötet wurden. 

Bei Untersuchungen Hinweise auf verbotene Abschüsse 

Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, das nahezu alle in Deutschland tot gefundenen Wölfe untersucht, hatte im Juli 2024 mitgeteilt, dass etwa jeder zehnte eingelieferte Wolf illegal geschossen wurde. Im vergangenen Jahr kritisierte ein neu gegründetes Bündnis gegen Wilderei illegale Wolfsabschüsse in Brandenburg und warf den Behörden vor, die Strafverfolgung zu vernachlässigen. Die Dunkelziffer wurde weit höher geschätzt, als offizielle Zahlen angaben. 

Nachgewiesen sind im Wolfsjahr 2023/2024 laut Landesamt für Umwelt 58 Rudel – also Wolfsfamilien – in Brandenburg. Es gab demnach 210 Welpen.