Afrikanische Schweinepest: Afrikanische Schweinepest: Die Sorgen sind noch nicht vorbei

Die Seuche ist für Wild- und Hausschweine tödlich. Für Menschen ist das Virus dagegen ungefährlich. Vor rund einem Jahr ist die Afrikanische Schweinepest im Land erstmals aufgetaucht.

Die Angst vor einer Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest ist in Rheinland-Pfalz noch nicht vorbei. Durch das Aufstellen von Zäunen sowie den Einsatz von Drohnen und Kadaverspürhunden konnte die hochansteckende Seuche mit meist tödlichem Verlauf für Haus- und Wildschweine zwar eingedämmt werden. 

Durch die jüngsten Fälle im benachbarten Nordrhein-Westfalen seien die Landwirte aber wieder aufgeschreckt worden, sagte ein Sprecher des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Pfalz Süd. „Das zeigt, dass die Gefahr noch vorhanden ist.“ Es gebe noch keine Entwarnung. 

Die Verantwortlichen im Landkreis Mainz-Bingen mahnen ebenfalls, dass die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest mit unverminderter Konzentration weitergehen müsse. Die Einschränkungen, Vorgaben und Sperrgebiete sollten auch über den Sommer hinaus aufrechterhalten bleiben und nur punktuell leicht gelockert werden. Zudem würden die Wildschweine stärker bejagt, damit das Virus weniger Möglichkeiten findet, sich zu verbreiten.

Im Sauerland war das Virus zuletzt bei fünf frisch verendeten Wildschweinkadavern festgestellt worden. Auch im benachbarten Hessen grassiert das Virus weiterhin.

Wann wurde der erste Fall von Afrikanischer Schweinepest bekannt?

Das erste mit Afrikanischer Schweinepest (ASP) infizierte Wildschwein in Rheinland-Pfalz wurde vor rund einem Jahr am 9. Juli festgestellt. Seitdem gab es 74 Fälle in den Kreisen Mainz-Bingen, Alzey-Worms und Rhein-Hunsrück. Nach bisherigen Informationen wurde der Erreger zuletzt im April dieses Jahres an einem Knochen festgestellt. 

Im besonders betroffenen Landkreis Mainz-Bingen sind nach Angaben eines Sprechers seit einigen Monaten keine infizierten Kadaver mehr gefunden worden. Allerdings tauchten immer wieder Knochen toter Tiere auf. 48 bestätigte Fälle gibt es bislang in dem Kreis. In Deutschland war die Afrikanische Schweinepest zuerst 2020 in Brandenburg bei einem Wildschwein festgestellt worden.

Bei Hausschweinen gab es im August vergangenen Jahres einen Ausbruch in einer Kleinsthaltung. Betroffen war ein Betrieb in Gerolsheim (Kreis Bad Dürkheim). Eine Sperrzone mit einem Radius von zehn Kilometern wurde danach eingerichtet. Zudem gab es als Konsequenz starke Einschränkungen für den Handel mit Schweinen sowie Produkten aus Schweinefleisch und der Schlachtung. Der Handel mit lebenden Tieren wurde aus Sicherheitsgründen grundsätzlich verboten. 

Ist die Seuche auch für Menschen gefährlich?

Für Menschen und andere Tiere ist das Virus ungefährlich – auch wenn Fleisch infizierter Tiere verzehrt wird. Für Haus- und Wildschweine verläuft eine Infektion jedoch fast immer tödlich. Die Viruserkrankung ist nicht heilbar. Impfstoffe existieren derzeit nicht.

Das hochansteckende Virus wird von Tier zu Tier oder durch infiziertes Futter übertragen. Auch über virushaltige Tierkadaver sowie Schlacht- und Speiseabfälle gibt es eine Ansteckung. Das Virus überlebt in Fleisch und Wurst mehrere Wochen bis Jahre. Die Afrikanische Schweinepest ist eine anzeigepflichtige Tierseuche.

Was passiert mit den toten Tieren?

Sobald ein Kadaver gefunden wird, muss dieser umgehend der zuständigen Behörde gemeldet werden. Die Bergung erfolgt ausschließlich durch Jäger und das Veterinärteam, das dabei die Biosicherheitsvorgaben genau einhält. ASP-positive Kadaver werden in dafür zugelassenen Anlagen entsorgt, die infektiöses Tiermaterial fachgerecht verbrennen oder biologisch neutralisieren können.

Welche Schutzmaßnahmen gibt es?

Mehr als 1.000 Proben von Wildschweinen wurden bislang in Rheinland-Pfalz genommen. Mit Drohnen wurde nach Informationen des Umweltministeriums eine Fläche von über 300.000 Hektar nach Kadavern der Tiere abgesucht. Hunde waren auf einer Fläche von fast 27.000 Hektar auf der Suche nach Wildschweinkadavern im Einsatz. 

Um die Ausbreitung der hochansteckenden Seuche zu verhindern, wurden nach dem ASP-Lagebericht außerdem rund 360 Kilometer Elektrozäune in den Landkreisen Alzey-Worms, Mainz-Bingen, Rhein-Pfalz-Kreis und Bad Dürkheim aufgestellt. Wo es möglich ist, soll der Elektrozaun durch einen festen Wildschutzzaun ersetzt werden.

Welche Probleme gibt es?

Immer wieder werden Zäune beschädigt, zerstört oder notwendige Bestandteile geklaut. In die Zäune sind Türen eingebaut, die Menschen das Hindurchkommen ermöglichen. Wenn Zäune beschädigt werden, müssen diese umgehend repariert werden. Diese Reparaturen binden nicht nur Mitarbeitende, sondern sind auch kostenintensiv, mahnen der Kreis und die Bauernverbände.

Neben Beschädigungen kommen an Zäunen auch Diebstähle vor. In Rheinland-Pfalz wurden seit August vergangenen Jahres über 30 Geräte gestohlen, die die Elektrozäune mit Strom versehen und damit überhaupt erst wirksam machen, wie das Umweltministerium mitteilte. Rund 30 Kilometer Zaun seien zerstört oder sabotiert worden. 

Die mutwilligen Beschädigungen an den ASP‑Schutzzäunen gab es nach Angaben des Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau besonders entlang des Rheins im Rhein‑Pfalz-Kreis. Zäune seien niedergetrampelt, durchtrennt oder Teile wie Akkus gestohlen worden.

Sehen sich die Landwirte in ihrer Existenz bedroht?

Für die Bauern gab es zwar keine Ernteausfälle. Auch für die Schweinehalter in Rheinland-Pfalz wurden nach Angaben der Verbände keine generellen Auflagen verhängt. Allerdings gab es nach Angaben der Verbände Einschränkungen in den Sperrgebieten, Tierverluste wegen prophylaktischer Keulungen sowie Untersuchungskosten. 

Auswirkungen habe die Seuche auch auf den Handel, da die Schweinepreise gedrückt wurden, erklärte ein Sprecher. Die konkret angefallenen Gesamtkosten könnten jedoch nicht beziffert werden. Auf Dauer könnte eine solche Situation jedoch existenzbedrohend für die Bauern sein.