Polizei: Mindestens 35 Tote nach Bootsunglück in Vietnam

Durch das Kentern eines Touristenboots während eines Sturms in der berühmten Halong-Bucht in Vietnam sind mindestens 35 Menschen ums Leben gekommen. Nach vier Vermissten werde weiterhin gesucht, teilte die Polizei am Sonntag mit. An Bord des Touristenbootes hatten sich demnach 46 Passagiere und drei Besatzungsmitglieder befunden. Der Polizei zufolge konnten zehn Menschen gerettet werden. Sie wurden im Krankenhaus behandelt. 

Vietnamesische Medien hatten zuvor von 53 Menschen an Bord und 38 Toten berichtet.

Das Boot war am Samstag während eines Sturms mit plötzlichem heftigen Regen gekentert, wie das Portal „Dan Tri“ berichtete. Dem Portal „VNExpress“ zufolge handelte es sich bei den meisten Passagieren um Familien aus der Hauptstadt Hanoi, darunter über 20 Kinder.

„Der Wirbelsturm kam sehr plötzlich“, sagte ein Mitarbeiter der Rettungskräfte der Nachrichtenagentur AFP. „Mehrere Menschen waren in der Kabine gefangen. Ich und zwei andere Retter haben zwei Leichen geborgen und einen Mensch gerettet.“

In der größten Leichenhalle von Ha-Long-Stadt versammelten sich Angehörige. Ein 68-Jähriger berichtete, er sei um 3.00 Uhr morgens an den Hafen geeilt und habe dort erfahren, dass seine Verwandten – eine Familie mit zwei Kindern – ertrunken seien. Die Familie habe während der Sommerferien einen Ausflug gemacht. Der Vater werde noch vermisst, aber er habe keine Hoffnung, sagte der Onkel der Familie. 

Ein Junge, der an Bord der Unglücksschiffs war und aus dem Wasser gerettet wurde, sagte dem staatlichen Nachrichtenportal „VietnamNet“: „Ich habe tief Luft geholt, bin durch einen Spalt geschwommen, getaucht und dann nach oben geschwommen.“ Er habe um Hilfe geschrien und sei dann von Soldaten in ein Boot gezogen worden, sagte der Zehnjährige. 

Das Bootswrack wurde am Sonntag in den Hafen gezogen. Hafenwachmann Nguyen Tuan Anh sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe so etwas noch nie erlebt. „Das war vielleicht der schlimmste Unfall überhaupt in der Halong-Bucht“, sagte er. „Der Wirbelsturm kam so plötzlich und war so groß.“ 

Ein Bewohner der Halong-Bucht, Tran Trong Hung, berichtete, der Sturm habe am Samstagnachmittag begonnen. „Es gab Hagelkörner so groß wie Zehen und sintflutartigen Regen, Gewitter und Blitze.“ Auch in Vietnams Hauptstadt Hanoi kam es zu sintflutartigen Regenfällen. Mehrere Bäume wurden von starken Winden aus der Erde gerissen.

Vietnams Regierungschef Pham Minh Chinh sprach den Familien der Todesopfer sein Beileid aus und kündigte weitere Such- und Rettungsmaßnahmen an. Die Behörden würden „die Ursache des Vorfalls untersuchen und klären und Verstöße streng ahnden“, erklärte die Regierung auf ihrer Website. 

Die Halong-Bucht ist berühmt für ihre spektakuläre Szenerie aus Kalksteinfelsen und zählt zu den größten Sehenswürdigkeiten Vietnams und Südostasiens. Die Bucht gehört zum Unesco-Welterbe und zieht jedes Jahr Millionen Besucher aus aller Welt an.