Kriminelle Umtriebe an der Algarve: Die Krimireihe „Lost in Fuseta“ zeigt die abgründige Seite Portugals. Das Erste wiederholt einen Zweiteiler über einen Familienclan und die Kolonialvergangenheit.
Für seinen Job bei Europol bringt Leander Lost beste Voraussetzungen mit. Er ist extrem schlau, hat ein fotografisches Gedächtnis und erkennt zweifelsfrei, wenn jemand lügt. Nur bei einer Sache tut er sich schwer: beim Deuten von Gefühlen und Gesichtsausdrücken. Nun ist der Ermittler mit Asperger-Autismus wieder in einem spannenden Fall zu sehen – im ARD-Zweiteiler „Lost in Fuseta – Spur der Schatten“. Im portugiesischen Fuseta untersucht er einen Entführungsfall, hinter dem sich ein Mordkomplott mit politischen Dimensionen verbirgt. Das Erste zeigt den Zweiteiler aus dem Jahr 2024 am Samstag (26. Juli) ab 20.15 Uhr und in der ARD Mediathek.
Vom Buch zum Fernseh-Krimi
Die Filme rund um Lost beruhen auf einer Krimi-Reihe von Gil Ribeiro, ein Pseudonym des Autors Holger Karsten Schmidt, der auch die Drehbücher zu den Filmen verfasste. 2022 brachte die ARD den ersten Zweiteiler mit Jan Krauter in der Kommissars-Rolle des heraus, „Lost in Fuseta – Ein Krimi aus Portugal„. Darin wird der Hamburger Ermittler im Rahmen eines Austauschs an die Algarveküste geschickt.
Zwei Jahre später lief die Fortsetzung „Spur der Schatten“. Inzwischen gehört Lost fest zur Policia Judicária von Fuseta. Als seine Kollegin Teresa verschwindet, drängt er seine Kollegen Graciana Rosado (Eva Meckbach) und Carlos Esteves (Daniel Christensen) dazu, nach ihr zu suchen. Denn alles deutet auf eine Entführung hin. Losts Kollege Duarte (Anton Weil) betreut unterdessen eine angolanische Journalistin, die Personenschutz während ihres Besuches in Portugal bekommt – warum, weiß niemand. Doch bald stellt sich heraus, dass es einen ungewöhnlichen Zusammenhang zu Teresas Verschwinden gibt.
Krimineller Familienclan
Regie führt Felix Herzogenrath („Nord bei Nordwest: Das Nolden-Haus“), der in seinem Film viele Momente der Poesie und Spannung unterbringt. Er beschäftigt sich mit den kriminellen Umtrieben eines elitären Familienclans. Über Jahre haben die Mitglieder des Clans in der ehemaligen portugiesischen Kolonie Angola mithilfe der Organisation „Der Schatten“ Geld aus der Entwicklungshilfe in die eigene Tasche gewirtschaftet, während die Bevölkerung in Angola hungern musste.
Kuriose Sätze und Familienplanung
Wie schon im ersten Zweiteiler spielt Jan Krauter („Unschuldig – Der Fall Julia B.“) den Kommissar wieder großartig, mit ungelenker Körpersprache, einer großen Beobachtungsgabe und einer äußerst sparsamen Mimik. Amüsant sind auch die Situationen, in denen Lost Sätze anbringt, die er auswendig gelernt hat, um in bestimmten Situationen die emotional passende Antwort parat zu haben: „Sie haben sich überhaupt nicht verändert“ oder „Da sagen Sie was“. Das führt zu allerlei kuriosen Szenen.
Auch die Zukunftsplanung treibt Lost um, würde er doch gerne Vater werden, auch wenn offen ist, mit welcher von zwei Frauen. Gefragt, ob Kinder nicht etwas Wundervolles seien, antwortet Lost dennoch ziemlich pragmatisch: „Das hängt wohl primär vom Kind ab“.