Anbau im Klimawandel: Aprikosen und Pfirsiche: Landwirte reagieren auf Klimawandel

Die Obstbauer in Deutschland spüren den Klimawandel und züchten mehr und mehr südländische Früchte. Das Problem des regionalen Anbaus sind die niedrigen Preise der importierten Ware.

Aprikosen, Pfirsiche und Nektarinen: Die Landwirte in Deutschland reagieren auf das mildere Klima, setzen mehr und mehr auf exotische Früchte. „Je südlicher, desto intensiver werden Südfrüchte angebaut“, sagt Jörg Hilbers, Geschäftsführer der Bundesfachgruppe Obstbau. „Aprikosen spielen in Baden-Württemberg, der Pfalz eine riesengroße Rolle“. 

Überall dort, wo Wein angebaut wird, gebe es seit Jahrzehnten auch Aprikosen und Pfirsiche. Durch den Klimawandel habe sich der Anbau auch in den Norden verlagert. Aber: „Es bleibt eine Randkultur“, betont der Obstbauberater. 

Von 10 000 Hektar Obstbau im Alten Land kämen inzwischen 15 auf Aprikosen, Pfirsiche und Nektarinen, berichtet Claus Schliecker, Vorsitzender der Landesfachgruppe Obstbau Niedersachsen, der mit seiner Frau Sabine einen Hof in Guderhandviertel im Landkreis Stade betreibt. Das Alte Land ist mit rund 500 Betrieben zwischen Cuxhaven und Hamburg nach Angaben der Gemeinde Jork das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Deutschlands.

„Wir haben unsere Chance genutzt und das funktioniert richtig gut“, ergänzt Sabine Schliecker, „allerdings mit Dach wegen des Regens. In Süddeutschland geht es auch ohne“.

Südfrüchte bleiben eine Nische – Importware preiswerter

Die Vegetation starte im Jahresvergleich 14 Tage früher, weil die starken Fröste im Winter ausblieben. „Wir sind auch Pioniere, das ist der Tatsache geschuldet, dass man den Klimawandel sieht, fühlt und messen kann“, sagt Claus Schliecker. Die Aprikosen reiften auch im Norden am Baum, in seinem Betrieb wachsen sie unter einem geschützten Folientunnel gegen zu viel Regen oder Sonne, an den Seiten hängen Netze gegen die Insekten. Damit man weniger Pflanzenschutz braucht. 

Dennoch werde der Anbau eine Nische bleiben. Wer gute Kontakte zu Feinkostgeschäften habe oder in der Direktvermarktung verkaufe, werde sein Obst los. „Im großen Einzelhandel haben wir keine Chance, die Preisdifferenz zum Kilo aus Spanien oder der Türkei beträgt bis zu drei Euro“, berichtet Schliecker. „Wir wollen unsere Leute gut bezahlen und Obstanbau bleibt Handarbeit.“ Je nach Kultur betrage der Mitarbeiterposten 60 Prozent des Kostenapparats. Hohe Produktionskosten und Umweltstandards sowie der Mindestlohn verteuerten die inländische Ware. 

Normalerweise müsste ein Mindestlohn einen Mindestpreis beinhalten, findet der Fachmann: „In Spanien und Portugal liegt der Stundenlohn zwischen sechs und acht Euro, in Marokko bei sieben Euro am Tag.“ Da sei man nicht konkurrenzfähig. So sei etwa der Heidelbeeranbau in Deutschland zurückgegangen, der Konsum aber gestiegen, weil die Beeren aus anderen Ländern viel günstiger seien.