Einkaufen: Nur wenig 24-Stunden-Läden in Sachsen-Anhalt

Einkaufen rund um die Uhr: Automatisierte Läden ohne Personal sollen das möglich machen. Gerade auf dem Land. Um die Sonntagsöffnung von Läden gibt es immer wieder Debatten.

In Sachsen-Anhalt gibt es nur vergleichsweise wenig Mini-Supermärkte, die an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr geöffnet haben. Wie aus einer Untersuchung der Dualen Hochschule Baden-Württemberg hervorgeht, gibt es in Sachsen-Anhalt bislang zehn dieser sogenannten „Smart Stores“. Bundesweit sind demnach in den vergangenen sechs Jahren mehr als 700 solcher Läden eröffnet worden. „Im Moment gibt es fast jeden Tag eine Neueröffnung“, sagte Professor Stephan Rüschen von der DHBW.

Laut einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur glaubt mehr als ein Drittel der Befragten (35 Prozent), dass mehr verkaufsoffene Sonntage dem Einzelhandel wirtschaftlich helfen würden. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten sieht das nicht so. Vor allem Kirchen und Gewerkschaften kritisieren Sonntagsöffnungen. Das Umfrageinstitut hatte vom 23. bis 25. Juli 2.006 Personen repräsentativ befragt.

Generelle Skepsis gegenüber Sonntagsöffnung

Die Smart Stores lösten den Widerspruch auf, betonte Wissenschaftler Rüschen von der DHBW. „Einerseits gibt es den gesellschaftlichen Konsens, dass wir keine generelle Sonntagsöffnung wollen“, erklärte er. Auch wer nicht selbst betroffen sei, schätze offensichtlich die Arbeitsruhe auch für andere Menschen. „Auf der anderen Seite wird die Nahversorgung gerade im ländlichen Raum aufgewertet.“

Die generelle Skepsis gegenüber verkaufsoffenen Sonntagen zeigt sich auch in der YouGov-Umfrage: 59 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sprachen sich dagegen aus, dass Geschäfte sonntags grundsätzlich häufiger geöffnet sein sollten. Nur 34 Prozent waren dafür. Unter den Befürwortern gab etwa jeder Achte an, bevorzugt sonntags in Smart Stores einkaufen zu wollen.

Bequemlichkeit ist wichtiger als Sortiment und Preis

Die DHBW hat in einer eigenen Erhebung Menschen befragt, die schon konkret Erfahrungen mit einem rund um die Uhr geöffneten Smart Store in ihrer Umgebung gemacht haben. Jeweils ein sehr großer Anteil von über 80, teils über 90 Prozent findet Rüschen zufolge, dass der Alltag durch die sogenannten unbemannten Nahversorger vereinfacht und dass ihr Ort dadurch aufgewertet werde.

Bequemlichkeit spiele hier eine größere Rolle als Sortiment und Preis. Gerade die Sonntagsöffnung schätzten viele, sagte der Handelsexperte. Wiederum lohne sich der Betrieb für die Unternehmen in der Regel ohne den Sonntag nicht. „Rund 30 Prozent des Umsatzes werden sonntags gemacht.“

Debatte zwischen Handel und Gewerkschaften und Kirchen

Auch der Handelsverband Deutschland (HDE) sieht in den digitalen Minimärkten Chancen. Sie kämen an den Sonntagen gänzlich ohne Personal aus und störten somit die Sonn- und Feiertagsruhe nicht, erklärte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Zudem gelte: „Die Digitalisierung von Prozessen im Einzelhandel wird künftig angesichts des Personalmangels in vielen Wirtschaftsbereichen und der immer weiter steigenden Lohnnebenkosten noch wichtiger werden.“

Hingegen lehnt die „Allianz für den freien Sonntag“, ein Bündnis aus kirchlichen Organisationen und der Gewerkschaft Verdi, die Sonntagsöffnung ab. Smart Stores seien an der Kasse zwar automatisiert, benötigten aber auch sonntags Personal, etwa um Ware einzuräumen, zur Reinigung und Überwachung. Zudem verzerre es den Wettbewerb, wenn andere Läden sonntags schließen müssten, und verdränge mittelständische Händler, Bäckereien und Metzgereien. 

Sachsen-Anhalt hat eigene Regelung

Als eines von wenigen Bundesländern hat Sachsen-Anhalt inzwischen eine gesetzliche Regelung zu den automatisierten Geschäften verabschiedet, das die Öffnung auch am Sonntag erlaubt, wenn kein Personal eingesetzt wird. In Sachsen-Anhalt gibt es unter anderem Smart Stores in Magdeburg, Görzig, Oranienbaum-Wörlitz und Langenstein.