Am Standort des abgerissenen Kohlekraftwerks in Hamburg-Moorburg soll eine Anlage zur Wasserstoffproduktion gebaut werden. Baustart sollte Mitte des Jahres sein. Viel zu sehen ist bislang aber nicht.
Nach dem Abriss des Kohlekraftwerks in Hamburg-Moorburg wird auf dem Gelände für die geplante Wasserstoff-Produktionsanlage der Baugrund vorbereitet. „Erste vorbereitende Baumaßnahmen zur Festigung des Untergrunds haben auf der 16.000 Quadratmeter großen Fläche begonnen“, sagte eine Sprecherin der Hamburger Energiewerke. Auf dem Baugrund neben den Trümmern des abgerissenen Kohlekraftwerks stehen einige Baumaschinen.
Als Termin für den Baubeginn hatte das städtische Unternehmen mehrfach Mitte dieses Jahres angegeben. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hatte am 21. Mai in einer Regierungserklärung gesagt: „Der 100-Megawatt-Elektrolyseur in Moorburg ist im Bau.“
Ab dem ersten Halbjahr 2027 sollen die ersten Verbraucher mit „grünem Wasserstoff“ beliefert werden. Jährlich sollen dann rund 10.000 Tonnen des Gases ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Quellen produziert werden. Für die Belieferung von Kunden soll bis dahin ein Leitungsnetz mit einer Gesamtlänge von 40 Kilometern existieren.
Es werde angestrebt, den Prozess der Inbetriebnahme im Jahr 2026 zu starten, hatte der Senat im April nach einer Panne beim Abriss des Kohlekraftwerks erklärt. Am 30. April war die Sprengung eines Kesselhauses erst im zweiten Anlauf geglückt.
Zu den Kosten des Elektrolyseurs und der Produktion hieß es, diese Angaben unterlägen den Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen der beteiligten Unternehmen. Das Konsortium Hamburg Green Hydrogen Hub besteht aus den Hamburger Energiewerken und dem Vermögensverwalter Luxcara.
Der Wasserstoff werde in den nächsten Jahren vorrangig für die Dekarbonisierung industrieller Anwendungen eingesetzt, teilte der Senat Anfang Juli auf eine Große Anfrage der AfD-Fraktion mit.
Doch nach einer Studie des Norddeutschen Reallabors dürfte der Wasserstoffpreis zu hoch für die Industrie sein. Um mit Erdgas konkurrieren zu können, müsste er im Industriesektor bei 3,3 Euro pro Kilogramm netto liegen, für Primärstahl bei 1,6 Euro pro Kilo, hieß es beim Forschungsverbund im März. Die realistischen Wasserstoff-Erzeugungskosten lagen der Studie zufolge im Sommer 2024 noch bei etwa 6,1 Euro pro Kilogramm.
Erst im Juni hatte der Stahlhersteller ArcelorMittal Europe seine Pläne aufgegeben, die Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt auf eine klimaneutrale Produktion ohne Kohleverbrennung umzustellen. „Die Rahmenbedingungen ermöglichen aus unserer Sicht kein belastbares und überlebensfähiges Geschäftsmodell“, sagte Reiner Blaschek, Chef der europäischen Flachstahlsparte von ArcelorMittal. Verfügbarkeit und Preise von „grünem Wasserstoff“ seien mit großen Unwägbarkeiten verbunden.
Auch im Verkehrssektor hat Wasserstoff in Hamburg bislang kaum eine Bedeutung. Ende 2024 waren bei den öffentlichen Unternehmen elf Wasserstoff-Fahrzeuge im Einsatz. Seit Anfang 2025 erprobt die Hochbahn einen Wasserstoffbus. Die Testergebnisse würden zurzeit ausgewertet, sagte ein Unternehmenssprecher. Ob vier weitere bestellte Busse dieser Art übernommen werden, ist weiterhin unklar.
Im vergangenen Mai hatte der norwegische Energiekonzern Statkraft mitgeteilt, dass er die Entwicklung weiterer Wasserstoffprojekte vorerst stoppt. In Emden plante Statkraft einen Elektrolyseur mit einer Kapazität von 200 Megawatt sowie einen kleineren von 10 Megawatt aufzubauen. Eine Fortführung der Projekte durch Investoren werde geprüft, hieß es.