Die Thora ist die heilige Schrift des Judentums. Vor dem Dresdner Stadtmuseum kann demnächst jeder durch ein Schaufenster zusehen, wie eine Thora-Rolle entsteht.
In Dresden soll eine Thora-Rolle (auch Tora) nach traditioneller Art entstehen – sichtbar für alle und eingebettet in ein Bildungs- und Kulturprogramm. Wie das Stadtmuseum Dresden mitteilte, wird für das Projekt der Jüdischen Kultusgemeinde Dresden ein Schreibpavillon aufgestellt, in dem ab 21. August ein Sofer Stam – ein ausgebildeter Schreiber heiliger Texte – auf Pergament eine neue Thora anfertigt.
Mit der „ewigen Schrift“ bringe man einen zentralen Teil des jüdischen Glaubens in die Öffentlichkeit, erklärte Landesrabbiner Akiva Weingarten. „Diese Thora wird nicht im Verborgenen geschrieben, sondern mitten in der Stadt – für alle sichtbar. In einer Zeit sozialer Spannungen rund um das jüdische Leben weltweit ist dies ein Zeichen dafür, dass wir stolz auf unser Judentum sind und unsere Traditionen weiterhin offen und ohne Angst leben werden.“
Thora soll in 18 Monaten geschrieben werden
Der Pavillon ermöglicht jederzeit Einblick in den Entstehungsprozess. Zudem sind regelmäßige Live-Übertragungen geplant. Der Schreiber beginnt am Tag der Eröffnung mit den ersten Buchstaben. Das Projekt „Die ewige Schrift – eine Thora für Dresden“ dauert 18 Monate und wird von Ausstellungen, Veranstaltungen und Bildungsformaten begleitet. Laut Veranstalter wird erstmals in Europa eine vollständige Thora-Rolle öffentlich geschrieben.
„Die öffentliche Entstehung einer Thora mitten in Dresden ist ein starkes Zeichen für gelebte Vielfalt und wechselseitigen Respekt. Dieses Projekt verbindet Erinnerung, Begegnung und die Zukunft“, betonte Oberbürgermeister Dirk Hilbert. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zeigte sich berührt. „Der Entstehung einer Thora von den ersten Buchstaben an beiwohnen zu dürfen, ist für mich eine ganz besondere und bewegende Erfahrung.“