Unwetter: Frühalarmsystem warnt in Hessen vor Starkregen und Fluten

Ein neues Alarmsystem soll rechtzeitig über Starkregen und Fluten informieren – und so im Ernstfall auch Leben retten. Ein Anlass für das Projekt war die Ahrtalflut 2021. Wie funktioniert das System?

135 Menschen sind 2021 bei der Ahrtalflut in Rheinland-Pfalz gestorben – ein Weckruf auch für Hessen: Hier sollen nun Frühalarmsysteme in 14 Landkreisen sowie zwei kreisfreien Städten vor Starkregen und Überflutungen warnen. Damit würden rund 42 Prozent der hessischen Bevölkerung auf fast der Hälfte der Landesfläche profitieren, teilte Digitalministerin Kristina Sinemus (CDU) in Wiesbaden bei der Übergabe von sieben Förderbescheiden an Vertreter von insgesamt 13 Kommunen mit. „In dieser Systematik gibt es das noch nicht in anderen Bundesländern“, ergänzte sie.

Insgesamt fließen den Angaben zufolge mehr als zehn Millionen Euro aus dem Programm „Starke Heimat Hessen„, um die Technologie weiter auszurollen. Überflutungen könnten damit zwar nicht verhindert, aber die Folgen deutlich gemindert werden, erläuterte Ministerin Sinemus. „Dank frühzeitiger Warnung gewinnen Bürgerinnen und Bürger sowie Einsatzkräfte wertvolle Zeit.“ Die vielerorts etliche Meter hohe Ahrtalflut hatte 2021 nach Starkregen Tausende Menschen mitten in der Nacht im Schlaf erwischt. 

Sensoren in Kanälen und Bächen

Das neue Frühalarmsystem in Hessen wurde erstmals im Kreis Fulda realisiert. Es misst mit bislang insgesamt rund 200 Regen-, Kanal- und Gewässerpegelsensoren in Echtzeit Niederschlag, Pegelstände und Abflussverhalten. Diese Daten kombiniert es mit den Werten des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Im Ernstfall löst das System in Sekundenschnelle etwa über eine Handy-App einen Alarm bei Bürgerinnen und Bürgern sowie bei Rettungskräften und Verwaltungen aus. Es arbeitet mit Künstlicher Intelligenz (KI) und soll dazulernen.

Das System habe seit Beginn seiner Installation schon mehrfach den Praxistest bestanden, ergänzte Sinemus. Der Fuldaer Landrat Bernd Woide (CDU) erklärte, Einsatzkräfte, Kommunen und vor allem Bürgerinnen und Bürger könnten 15 bis 45 Minuten vor Starkregen und Überflutungen gewarnt werden. „Das kann im Ernstfall Leben retten.“ Es könne etwa schon reichen, rechtzeitig binnen 30 Sekunden vom Keller in eine höhere Etage zu gehen. Bei der Ahrtalflut waren beispielsweise auch Menschen in Tiefgaragen ertrunken.

Hochwasser stapelt Autos übereinander

In Hessen hatte etwa im August 2024 extremer Starkregen im nordhessischen Trendelburg zu Überschwemmungen und Sturzfluten geführt – es entstand ein Millionenschaden. Straßen wurden weggespült, Autos durch die Kraft des Wassers übereinandergestapelt, Häuser liefen voll mit Schlamm, Brückengeländer wurden weggerissen.

Digitalministerin Sinemus sagte zu dem neuen Alarmsystem mit Blick auf die fernere Zukunft: „Wir möchten es gerne auf ganz Hessen ausrollen.“ Erwünscht seien weitere kommunale Nachmacher des „Leuchtturmprojekts“ im Kreis Fulda. Allerdings gebe es in Hessen auch schon Gebiete mit „eigenen Systemen“ der Frühwarnung.