Bis zum Eintreffen professioneller Rettungskräfte können bei einem Unfall sogenannte First Responder wichtige Hilfe leisten. Trotzdem will Thüringen vor allem die Profis stärken.
Um Menschen in Notsituationen möglichst schnell helfen zu können, setzt die Landesregierung vor allem auf die Freiwilligen Feuerwehren und andere professionelle Hilfsorganisationen – und weniger auf freiwillige Ersthelfer. Angesicht der schrumpfenden und älter werdenden Bevölkerung liege der Schwerpunkt auf der Gewinnung von genug ehrenamtlichen Helfern für die freiwilligen Feuerwehren, sagte ein Sprecher des Thüringer Innenministeriums auf Anfrage.
Die Gewinnung, Ausbildung und Unterstützung der sogenannten First Responder gehöre nicht zu den Pflichten der Kommunen nach dem Brand- und Katastrophenschutzgesetz beziehungsweise dem Thüringer Rettungsdienstgesetz. Wie viele freiwillige Ersthelfer es in Thüringen gibt und wie oft sie jährlich im Einsatz sind, ist nicht belegt. Es existieren nach Angaben des Ministeriums keine landesweiten Statistiken dazu. Bei First Respondern handelt es sich um freiwillige Ersthelfer, die in der Regel parallel zum professionellen Rettungsdienst mit alarmiert werden können.
Freiwillige Ersthelfer in einigen Regionen
In einzelnen Kommunen waren in den vergangenen Jahren auch in Thüringen First Responder-Einheiten aufgestellt worden, die oft an die Freiwilligen Feuerwehren angegliedert sind. Nach jeweils eigenen Angaben der örtlichen Freiwilligen Feuerwehren gibt es zum Beispiel in Wurzbach im Saale-Orla-Kreis eine solche Gruppe, ebenso in Stadtilm im Ilm-Kreis. Grundsätzlich hält auch der Thüringer Feuerwehrverband das Konzept der First Responder für sinnvoll – wenn die Ersthelfer so alarmiert werden, dass dabei die Feuerwehren nicht zusätzlich belastet werden.
In vielen Bereichen würden die Feuerwehren schon jetzt freiwillige Aufgaben übernehmen, die nicht originär in ihrem Zuständigkeitsbereich liegen, wie etwa die Unterstützung des Rettungsdiensts beim Tragen von Patienten, sagte der Leiter Facharbeit im Vorstand des Verbandes, Michael Schwabe. „Dies führt immer mehr zu Überlastungen der Feuerwehren“. Dass in Thüringen inzwischen Apps zur Alarmierung von Ersthelfern erprobt werden dürften, sei deshalb der richtige Weg.
Hilfe bei der Notfallversorgung
„First Responder sollen die Zeit zwischen dem Eintreten des Notfalls und der ersten medizinischen Versorgung verkürzen, das sogenannte therapiefreie Intervall“, heißt es bei der Björn-Steiger-Stiftung über das Konzept, das inzwischen in verschiedener Ausprägung rund um den Globus angewendet wird.
Seit 2021 würden auch international gültige Leitlinien für die Reanimation empfehlen, dass bei jedem mutmaßlichen Herz-Kreislaufstillstand Ersthelfer alarmiert werden, die sich in der Nähe des Notfallortes befinden. Dies könne über eine Handy-App oder über eine Kurznachricht geschehen. Die Stiftung engagiert sich seit Jahrzehnten für die Verbesserung der Notfallversorgung in Deutschland.