Europas größtes Landraubtier: Nach Zwischenfällen: Slowakei zählt ihre Braunbären

Knapp fünfeinhalb Millionen Menschen leben in der Slowakei. Doch wie viele Braunbären gibt es dort? Nach mehreren tödlichen Angriffen auf Menschen sollen die Raubtiere gezählt werden. Wie geht das?

Nach einer Reihe von schweren Zwischenfällen mit Menschen will sich die Slowakei einen genaueren Überblick über ihre Bärenpopulation verschaffen. Im Rahmen eines landesweiten Wildtiermonitorings sollen die Raubtiere erfasst und gezählt werden, wie die staatlichen Naturschutzbehörde SOP nach Angaben der Nachrichtenagentur TASR ankündigte. Dazu sollen Haare und Kot gesammelt werden, um die Bären mit DNA-Analysen zu identifizieren. An der Aktion in dem EU-Mitgliedstaat sollen rund 10.000 Menschen beteiligt werden, darunter Naturschützer, Waldarbeiter und Förster.

Wie viele Bären gibt es?

Die Teilnehmer erhalten den Angaben zufolge Schulungsvideos und eine kleine Ausrüstung. „Es handelt sich um ein Reagenzglas mit Ethanol, Einmalhandschuhe, einen Aufkleber zur Beschriftung der Probe und einen Papierumschlag zum Sammeln von Haaren“, erläuterte SOP-Direktor Roman Fajth. Man sei bereit, mindestens 7.000 Kot– und Haarproben zu sammeln. Die Kosten ließen sich noch nicht abschätzen. Die Ergebnisse sollen in zwölf Monaten vorliegen.

Teils tödliche Zwischenfälle

Zuletzt war es in der Slowakei wiederholt zu Bärenangriffen auf Menschen gekommen. Im vorigen Oktober starb ein Pilzsammler nach einer Bärenbegegnung. Im März wurde ein 59-Jähriger bei der Stadt Detva mit Kopfverletzungen tot in einem Waldstück aufgefunden. Im Mai attackierte ein Bär einen Arbeiter auf einem Firmengelände.

Die Regierung rief im Frühjahr eine Notlage aus und beschloss, rund 350 Bären zum Abschuss freizugeben. Eine Studie in Kooperation mit der Prager Karls-Universität aus dem Jahr 2022 hatte die Zahl der Bären auf mindestens 1.012 und maximal 1.275 Bären geschätzt. Neuere Daten liegen nicht vor.

Bären sind streng geschützt

Bei Umweltschützern sorgte die Entscheidung der Regierung für Empörung. Grundsätzlich sind Braunbären in der Europäischen Union durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992 streng geschützt. Braunbären gehen Menschen normalerweise aus dem Weg. Wenn es zu überraschenden Begegnungen kommt oder wenn Muttertiere ihre Jungen gefährdet sehen, können die Raubtiere aber angreifen.