Ausläufer von Hurrikan „Erin“ nähern sich US-Ostküste – Sturmwarnung und Evakuierungen

Die ersten Ausläufer von Hurrikan „Erin“ haben sich der Küste des US-Bundesstaates North Carolina genähert. Am Mittwochnachmittag (Ortszeit) befand sich „Erin“ nach Angaben des US-Hurrikanzentrums (NHC) knapp 400 Kilometer südöstlich des Bundesstaates und bewegte sich weiter in Richtung Norden. Der Hurrikan erreichte den Angaben zufolge dabei Windgeschwindigkeiten von bis zu 175 Stundenkilometern. Der derzeit als Hurrikan der Kategorie zwei eingestufte Tropensturm könne sich möglicherweise wieder verstärken, erklärte das NHC.  

Auch wenn nicht erwartet wird, dass „Erin“ auf Land trifft, galt für Teile der Küste von North Carolina und dem Nachbarstaat Virginia eine Sturmwarnung, wie das NHC erklärte. Für die Inseln Ocracoke und Hatteras wurde eine Evakuierung angeordnet. Die Behörden warnten Sommerurlauber an der US-Ostküste vor lebensgefährlichen Strömungen und Wellen. 

Es handelt sich bei „Erin“ um einen Sturm mit einer ungewöhnlich großen Ausdehnung, dessen tropische Sturmwinde hunderte Kilometer vom Zentrum entfernt wahrgenommen werden können. Der Hurrikan-Spezialist Michael Lowry erklärte, die USA hätten Glück gehabt, von einem direkten Auftreffen des Sturmes verschont geblieben zu sein.  

„Die von Erin verursachten Wellen werden in den nächsten Tagen die Bahamas, Bermuda, die Ostküste der Vereinigten Staaten und die atlantischen Provinzen Kanadas treffen“, erklärte das NHC. 

Der Gouverneur von North Carolina, Josh Stein, forderte Einwohner auf, Lebensmittel und Wasser für bis zu fünf Tage zu lagern und wichtige Dokumente wie etwa Versicherungspolicen in Sicherheit zu bringen. Rettungsteams und 200 Soldaten der Nationalgarde seien an verschiedenen Orten der Küste stationiert worden, zusammen mit Booten, speziellen Fahrzeugen und Flugzeugen, fügte er hinzu.

Angesichts der Gefahr hatte Stein am Dienstagabend den Notstand ausgerufen. „Hurrikan ‚Erin‘ bringt die Gefahr von Überschwemmungen an der Küste, Erosionen an Stränden und gefährlicher Brandung mit sich“, warnte Stein. „Die an der Küste lebenden Einwohner North Carolinas sollten sich jetzt vorbereiten und sicherstellen, dass ihr Notfallset bereit ist.“

„Erin“ zieht seit Tagen durch die Karibik. Er war vom NHC zwischenzeitlich als Hurrikan der Stufe fünf – also der höchstmöglichen Gefahrenstufe – eingestuft worden, inzwischen wurde er auf Stufe zwei zurückgestuft. Trotzdem sei die Gefahr keineswegs gebannt, warnten die Behörden. Im US-Außengebiet Puerto Rico hatte es zuvor bereits Überschwemmungen gegeben, zahlreiche Häuser und Straßen standen unter Wasser, der Strom fiel zeitweise aus.

„Erin“ ist der erste Hurrikan der diesjährigen Hurrikan-Saison im nördlichen Atlantik. Diese dauert üblicherweise von Juni bis in den späten November, in diesem Jahr wird mit stärkeren Phänomenen als üblich gerechnet. Im vergangenen Jahr hatten in der Karibikregion mehrere heftige Stürme gewütet, darunter Hurrikan „Helene“, durch den im Südosten der USA mehr als 200 Menschen ums Leben kamen.

Der menschengemachte Klimawandel, der unter anderem zu steigenden Wassertemperaturen in den Weltmeeren führt, macht Stürme nach Einschätzung von Wissenschaftlern wahrscheinlicher und begünstigt unter anderem eine schnellere Verstärkung von Sturmtiefs.