Morgan Freeman bis Pedro Pascal: Die Spätzünder aus Hollywood

Dass es sich lohnt, an seinen Träumen festzuhalten, beweisen diese Schauspielerinnen und Schauspieler, bei denen der Erfolg spät eintrat.

Haley Joel Osment (37), Macaulay Culkin (44), Edward Furlong (48)… die Liste an Schauspielern, die als Kinder oder Jugendliche zu Weltruhm gelangten, diesen aber nicht bewahren konnten, ist lang und zuweilen dramatisch. Doch auch das genaue Gegenteil hat spannende, mitunter überraschende Namen zu bieten. Einige Stars, die heutzutage förmlich zum Inventar der Traumfabrik zählen, mussten sich vor ihrem Durchbruch teils jahrzehntelang mit einer Ochsentour an Serien-Gastauftritten und mauen Fernsehfilmen über Wasser halten. Diese Schauspieler und Schauspielerinnen waren bereits alle über 40 – und teils sogar deutlich älter -, als ihr Hollywoodstern endlich aufging.

Pedro Pascal

Das aktuellste Beispiel der Liste. Wer nicht großer Fan solcher Machwerke wie „Spinnen des Todes“ oder „Bloodsucking Bastards – Mein Boss ist ein Blutsauger“ ist, dem dürfte Pedro Pascal erst durch seine Durchbruchsrolle in „Game of Thrones“ und im Alter von 40 Jahren ein Begriff geworden sein. Der Erfolg ist umso erstaunlicher, schließlich taucht seine Figur Oberyn Martell in nur sieben Folgen der HBO-Serie auf. Seither kann sich der charmante Mime gar nicht mehr vor hochdotierten Angeboten retten, wirkt in Mega-Franchises wie Marvel, „Star Wars“ und DC mit und hat schon diverse weitere Projekte in der Pipeline.

Morgan Freeman

Fällt der Begriff Altstar, so stehen die Chancen gut, dass einem als erste Assoziation das Gesicht von Morgan Freeman einfällt. Im ersten Moment wirkt das Datum gar nicht so verwunderlich: 1987 feierte Freeman seinen Durchbruch mit „Glitzernder Asphalt“, für den er als Nebendarsteller bei den Oscars nominiert wurde – zu diesem Zeitpunkt war Freeman aber schon 50 Jahre alt! Den zuvor verpassten Ruhm holte der Charaktermime daraufhin eindrucksvoll nach: Etwa mit „Robin Hood – König der Diebe“, „Sieben“, Die Verurteilten“, „Erbarmungslos“, die „Batman“-Reihe von Christopher Nolan oder „Million Dollar Baby“, um nur einige wenige zu nennen. Für letztgenannten Film erhielt er 2004 übrigens seinen ersten Goldjungen – im Renteneintrittsalter von 67 Jahren.

Samuel L. Jackson

Ähnlich verhält es sich mit Samuel L. Jackson. Die fleischgewordene Coolness wirkt bis heute gefühlt in mindestens fünf Blockbustern pro Jahr mit, allen voran den Marvel-Filmen oder wenn Quentin Tarantino mal wieder drehte. Tarantino ist auch das Stichwort: War Jackson kurz vor 1994 noch Dino-Futter in „Jurassic Park“, machte ihn „Pulp Fiction“ zum Weltstar. Zuvor hatte er zwar schon in vielen Filmen mitgewirkt, doch erst sein denkwürdiger Part als Auftragskiller mit Sinneswandel aka Jules Winnfield spülte ihn in die A-Liste Hollywoods. Und aus der hat sich Jackson seither nicht mehr verabschiedet.

Alan Rickman

Schmerzlich vermisst wird der 2016 verstorbene Charaktermime Alan Rickman, dessen sonore Stimme allein Filmgeschichte schrieb. Seinen Durchbruch feierte Rickman zwar lange vor seinem „Harry Potter“-Part als Professor Snape, jung war der gebürtige Londoner deswegen aber nicht dabei. Zwei ikonische Schurkenrollen verhalfen ihm zu internationaler Bekanntheit: 1988 und mit 42 Jahren als Bruce Willis‘ „Stirb Langsam“-Gegenspieler Hans Gruber und 1991 als diabolischer Sheriff von Nottingham. Unvergessen darin sein Wunsch, Kevin Costner als König der Diebe das Herz mit einem Löffel herauszuschneiden: „Weil er stumpf ist, du Trottel. Es tut mehr weh!“

Christoph Waltz

Ähnlich wie Samuel L. Jackson dürfte auch Christoph Waltz den Regisseur Quentin Tarantino in seine täglichen Gebete mit einschließen. International fand der gebürtige Wiener erst statt, nachdem ihn der Kultfilmemacher als erschreckend charismatisches Scheusal in „Inglourious Basterds“ castete – Waltz war zu diesem Zeitpunkt rund 53 Jahre alt. Der Rest ist Geschichte: Zwei Nebendarsteller-Oscars, neben seiner Rolle als SS-Standartenführer Hans Landa noch für Dr. King Schultz in Tarantinos „Django Unchained“. Ein Part als die größte Bond-Nemesis Ernst Stavro Blofeld. Und seither jährlich mehrere prestigeträchtige Anfragen aus der Traumfabrik.

Bryan Cranston

Jeder kannte und liebte Bryan Cranston als schrulligen Vater in der Sitcom „Malcolm mittendrin“, die von 2000 bis 2006 lief. Zum einen war er aber auch zu diesem Zeitpunkt schon 44 Jahre alt. Zum anderen sollte erst weitere acht Jahre später seine unfassbare Verwandlung in „Breaking Bad“ dazu führen, dass Hollywood wirklich auf ihn aufmerksam wurde. Erst mit weit über 50 erhielt er folglich auch vermehrt spannende Filmangebote, etwa im 2014 erschienenen „Godzilla“ oder ein Jahr später im Drama „Trumbo“. Für die Biografie über den Drehbuchautor Dalton Trumbo erhielt Cranston seine bis dato erste und einzige Oscar-Nominierung.

Kathy Bates

Auch weibliche Spätzünder sind keine Seltenheit. Kathy Bates zum Beispiel war 42 Jahre alt, als sie dank der Stephen-King-Verfilmung „Misery“ weltweit bekannt wurde und prompt einen Oscar für ihre Darbietung der manischen Annie Wilkes erhielt. Sowohl Regisseur als auch Drehbuchautor des Films galten als große Fans von Bates, beide bewunderten vor allem ihre Präsenz in Theaterproduktionen. In der Folgezeit erhielt Bates nicht nur lukrative Angebote, sondern auch drei weitere Oscar-Nominierungen: für „Mit aller Macht“, „About Schmidt“ und „Der Fall Richard Jewell“. 2024 ist sie zudem als weibliche Version von „Matlock“ in Serie gegangen.

Viola Davis

Viola Davis gehört einer winzig kleinen Gruppe von Menschen an: Die Schauspielerin besitzt sogenannten EGOT-Status, konnte also Emmy, Grammy, Oscar und Tony gewinnen. Dabei war ihre Karriere erst im Alter von rund 45 so richtig ins Rollen gekommen. Ausgerechnet „The Help“, der 2011 erschienen war und als ihr Durchbruch gilt, steht Davis inzwischen kritisch gegenüber. Die Story des Films wurde vielfach als „White Savior“-Geschichte kritisiert. Vollends stolz ist sie derweil auf den Film „Fences“ von Denzel Washington, eine Adaption des gleichnamigen Theaterstücks. Der Film brachte ihr den ersten Oscar ein, die Theaterversion ihren zweiten Tony.

Judi Dench

Kein Star in dieser Liste kennt sich wohl so gut mit Shakespeare aus wie Judi Dench. Im Theater machte die Britin schon ab der 60er Jahre auf sich aufmerksam, im Kino ging es derweil erst Mitte der 90er so richtig los. Damals wurde sie zur ersten weiblichen M in den James-Bond-Filmen, beginnend mit „GoldenEye“ und Pierce Brosnan als ihr störrischer 007. Danach, Dench war bereits über 60, kam ihr endlich auch die Oscar-Academy auf die Schliche. Acht Nominierungen trudelten ab 1998 für sie ein, 1999 gab es den ersten und bislang einzigen Goldjungen für – wie könnte es bei ihr anders sein – „Shakespeare in Love“. Letztmals war Dame Judi Dench 2022 und im Alter von 87 Jahren für „Belfast“ nominiert.

Olivia Colman

Olivia Colman ist längst eine Kino- und Serien-Instanz. Doch bevor sie mit 46 Jahren 2019 ihren verdienten Oscar für „The Favourite – Intrigen und Irrsinn“ in Empfang nahm und im selben Jahr für „The Crown“ zu Queen Elizabeth II. wurde, fand Colman größtenteils nur in kleineren Rollen und/oder Independent-Filmen statt. Begonnen hatte sie sogar im Klamauk-Fach – 2007 mit Simon Peggs „Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis“. Schauspieler und Regisseur Paddy Considine, mit dem sie im Film zusammenspielte, erkannte jedoch ihr Talent für dramatische Rollen und castete sie 2011 in seinem großartigen, jedoch knüppelharten Spielfilm-Debüt „Tyrannosaur – Eine Liebesgeschichte“.