Match und Mode: Warum Tennisstars bei den US Open mit Luxusmode punkten

Bei den US Open tragen Tennisstars wie Venus Williams und Jannik Sinner auf dem Platz immer öfter Laufstegmarken. Warum die ein finanzkräftiges Ass sind.

Ganz in Weiß – so betritt Venus Williams bei den US Open den Platz und sieht aus, als hätte sie sich regelkonform für Wimbledon angezogen. Bei dem berühmten Grand-Slam-Turnier herrscht ein strenger All-White-Dresscode, ganz anders als in New York. Doch Williams wäre nicht Williams, wenn nicht auch dieser Look einen besonderen Twist hätte. Und den trägt sie beim Einzug ins Stadion in der rechten Hand: eine Schlägertasche aus hellem Plüsch. Ein Look, der schreit: Schaut! Mich! An!

Venus Williams macht sich für US-Marken stark

Schade, dass ihr der Look kein Glück gebracht hat! Williams schied in ihrem Erstrundenmatch gegen die Tschechin Karolína Muchová nach drei Sätzen aus. Die 45-Jährige hatte zuletzt zwei Jahre pausiert. Jetzt nutzte sie ihr kurzes, von Kritikern wohl beachtetes Comeback für einen guten Zweck. Sie trug nicht nur bei jedem Einzel- und Doppelspiel einen anderen Look, sondern machte sich auch für besondere US-Marken stark. 

Maßgeschneidert: Bei ihrem Mixed trug Venus Williams ein dunkelblaues Kleid mit weißen Paspeln von Khaite, der wohl angesagtesten Modemarke aus New York
© Paul J Sutton

Das weiße Kleid und die Plüschtasche, die sie gegen Muchová trug? Stammt von ERL, einem kleinen Streetwear-Label aus Kalifornien, das eher für seine derben Skater-Klamotten bekannt ist als für edle Tennislooks. Auch bescherte Williams zwei Designermarken weltweites Aufsehen. So trug sie beim Nachtturnier mit Tennislegende John McEnroe einen schwarzen Rock mit passender Rüschenjacke von Luar. Die Marke von Raul Lopez, einem US-Designer mit dominikanischen Wurzeln, gehört längst zu den Lieblingen von Superstars wie Rihanna und Beyoncé. 

Das größte Aufsehen erzeugte Williams jedoch mit einem Tennisdress, den das New Yorker Label Khaite für ihr Mixed-Double-Spiel mit Landsmann Reilly Opelka maßschneiderte: ein dunkelblaues Kleid mit weißen Paspeln am Saum. In der Fashionwelt ist die Marke zurzeit so heiß begehrt, dass selbst Stylisten und Moderedakteurinnen den Namen ehrfürchtig aussprechen. Zwar bescherte das Kleid Khaite großen Medienrummel, doch dürfte auch Williams selbst profitiert haben, adelt es sie doch als Mode-Insiderin. 

Aufschlag Miu Miu: Die US-Amerikanerin Coco Gauff ist Markenbotschafterin von Miu Miu. Seit Mai sponsort die Marke sie zusammen mit New Balance
© Frey / Miu Miu

Denn in der Tenniswelt kämpfen Sportlerinnen und Sportler schon lange nicht mehr nur um Turniersiege und hohe Preisgelder, sondern auch um die besten Sponsoren. Früher waren es Marken wie Nike oder Reebok, doch jetzt werden Luxuslabels zum finanzkräftigen Ass mancher Spieler. Sie wissen: je wohlklingender die Firma, desto höher ihr Marktwert. Jannik Sinner lässt sich mit Tennis-Accessoires und abseits des Courts mit Mode von Gucci ausstatten, Matteo Berrettini und Taylor Fritz laufen längst in Jerseys von Boss auf. 

US Open: Jetzt mischt auch die italienische Modemarke Miu Miu im Tennis mit

Seit Kurzem mischt auch die Luxusmarke Miu Miu im Tennis mit. Gemeinsam mit New Balance stattet sie die US-Amerikanerin Coco Gauff aus, die zuletzt die French Open gewann. Zur Siegerehrung trug sie noch herkömmliche Mode der italienischen Marke, doch bei den nachfolgenden Turnieren in Rom, Berlin und Cincinnati sah man sie bereits im Tennisdress mit Miu Miu-Logo auf dem Platz.

Zwar sorgten Stars wie Andre Agassi und die Williams-Schwestern Serena und Venus schon immer mit exzentrischen Looks für Aufsehen, doch den großen Hype in der Mode löste Anfang 2024 vor allem der Film „Challengers“ aus. Da US-Schauspielerin Zendaya auf der Leinwand und später bei ihrer Pressetour immer wieder in eleganten Outfits auftauchte, rissen sich Luxusmarken darum, sie ausstatten zu dürfen. Plötzlich war „Tenniscore“ – Faltenröckchen, Poloshirts und weiße Sneaker – wieder überall angesagt. Logisch, dass sich seitdem immer mehr Luxusmarken auf die Protagonisten des Sauber-Image-Sports stürzen.

Wie lukrativ das Geschäft mit Modemarken sein kann, machte nicht zuletzt Roger Federer vor. Der Schweizer Tennisstar wurde jüngst in den Kreis der Sport-Milliardäre aufgenommen. Zwar gewann er unzählige Turniere, allein achtmal in Wimbledon, doch der Großteil seines Vermögens stammt aus Werbeverträgen. Allein für seinen Wechsel von Nike zum japanischen Mode-Filialisten Uniqlo soll Federer 2018 satte 300 Millionen US-Dollar erhalten haben. 

„Der Centre-Court ist kein Laufsteg, aber ich achte schon darauf, was ich auf dem Spielfeld trage“, sagte Federer einmal. Ein Rat, den anscheinend viele Tennisstars heute beherzigen.