Ein 69-Jähriger wird tot in seiner Hamburger Wohnung gefunden. Das Gericht spricht drei Männer wegen Mordes schuldig. „Making mucho money“ – so hieß die Chatgruppe, über die sie die Tat verabredeten.
Gut drei Jahre nach dem gewaltsamen Tod eines 69-Jährigen in Hamburg-Borgfelde hat das Landgericht drei Angeklagte zu lebenslangen Strafen verurteilt. Die drei Männer im Alter von 32, 36 und 38 Jahren wurden wegen Mordes in Tateinheit mit versuchtem Raub mit Todesfolge schuldig gesprochen.
Nach Überzeugung der Strafkammer überfielen sie den 69-Jährigen am 12. Mai 2022 in seiner Wohnung, um eine hohe Bargeldsumme zu erbeuten. Der Senior leistete jedoch überraschend heftigen Widerstand, woraufhin ihn die Angeklagten zu Boden schlugen, fesselten und erstickten.
Erster Prozess endete mit Freispruch
„Wir haben keinen Zweifel daran, dass die drei hier sitzenden Angeklagten für den Tod des Geschädigten verantwortlich sind“, sagte die Vorsitzende Richterin Jessica Koerner. Ein erster Prozess gegen eine damals 38 Jahre alte Angeklagte hatte im Jahr 2023 mit einem Freispruch geendet. Dank umfangreicher Ermittlungen sei die Tat danach endlich aufgeklärt worden, sagte die Richterin.
Der 32 und der 36 Jahre alte Angeklagte sind Brüder und stammen aus der Dominikanischen Republik, der 38-Jährige ist Kolumbianer. Letzterer wurde Ende November vergangenen Jahres in seiner Hamburger Wohnung von Zivilfahndern und Spezialeinsatzkräften verhaftet. Der 36-Jährige wurde am Tag danach auf der Flucht in Nordrhein-Westfalen gefasst, wie die Polizei seinerzeit mitteilte. Den 32-jährigen Dominikaner nahm die Polizei im Dezember bei der Einreise aus seinem Heimatland am Flughafen Frankfurt fest.
„Der Alte aus dem Portugiesenviertel“
Die drei Männer hätten sich in der lateinamerikanischen Community Hamburgs kennengelernt. Sie hätten sich mit illegalen Schuldeintreibungen und mit Überfällen als falsche Paketboten Geld beschafft. Der 38-jährige Kolumbianer habe auch Wohnungseinbrüche verübt. Er sei deswegen bereits vom Amtsgericht Altona verurteilt worden, erklärte Koerner.
Die Angeklagten verständigten sich über eine Chatgruppe mit dem Namen „Making mucho money“ (viel Geld machen). Über diese Gruppe hätten sie auch vereinbart, den „Alten aus dem Portugiesenviertel“ zu überfallen. „Morgen machen wir das mit dem Spanier“, schrieb einer von ihnen.
Der Senior hatte ein Restaurant betrieben und dieses verkauft. Deswegen hofften die Täter laut Gericht, bei ihm bis zu 250.000 Euro Bargeld zu erbeuten. Tatsächlich hatte der 69-Jährige aber Privatinsolvenz anmelden müssen, außerdem waren ihm Wertgegenstände bei einem Einbruch gestohlen worden.
Tarnung als Paketbote
Die Angeklagten – einer von ihnen mit der Jacke eines Paketboten und einem Karton – klingelten laut Gericht an der Tür des Opfers. Einer von ihnen schlug den Senior sogleich mit einer Anscheinwaffe auf den Kopf. Als er auf dem Boden lag, setzte sich der 38-Jährige auf seinen Brustkorb, während der 32-Jährige die Beine mit Kabelbindern fesselte. Weil der 69-Jährige sich weiter wehrte, hielt ihm der 38-Jährige den Mund zu und würgte ihn am Hals. Der Mann erstickte nach kurzer Zeit.
Ob der 36-Jährige auch Gewalt ausübte, konnte das Gericht nicht klären. Er durchsuchte nach eigenen Angaben jedoch die Wohnung. Trotz aller Bemühungen fanden die Angeklagten nicht das erhoffte Bargeld und flüchteten. Zuvor legten sie den Toten auf sein Bett im Schlafzimmer.
Angeklagte bedauern Tod ihres Opfers
In ihren letzten Worten hatten die Angeklagten den Tod des 69-Jährigen bedauert und die Familie des Opfers um Verzeihung gebeten. Die Kammer glaubte ihnen, dass der Tod des Seniors nicht geplant war. Allerdings sei die Tat allen dreien zuzurechnen. Die Mordmerkmale der Heimtücke, der Habgier und der Absicht, eine Straftat zu ermöglichen, seien erfüllt, erklärte Koerner.