Immer mehr hochaltrige Patienten stellen das Gesundheitssystem laut Experten vor große Herausforderungen. Warum ambulante Angebote und digitale Lösungen jetzt wichtiger werden.
Die zunehmende Anzahl hochaltriger Patienten wird das Gesundheitssystem in den kommenden Jahren vor massive Herausforderungen stellen. Laut Michael Denkinger, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG), werden die geriatrischen Stationen der Kliniken nicht alle Patienten allein versorgen können. Stattdessen werde es Fortbildungen der Hausärzte brauchen und mehr ambulante Versorgungskapazitäten.
Babyboomer als besondere Herausforderung
„Ambulant ist es sicherlich die größte Herausforderung, die zunehmend in Rente kommenden und teilweise sehr aktiv und gesund gehaltenen Babyboomer zu versorgen. Das wird natürlich auch stationär ein großes Problem“, sagte Denkinger.
Fachkräftemangel in den Kliniken und der Landärztemangel seien in diesem Zusammenhang ebenfalls große Probleme. Es brauche in den nächsten Jahren Weichenstellungen, um den künftig steigenden Bedarf abzudecken – etwa durch ambulante Versorgungszentren aber auch zunehmende Möglichkeiten der Versorgung im eigenen Zuhause.
„Da müssen sich die Landespolitiker entscheiden, mit welchen Häusern sie das machen wollen und dann muss das jetzt in den nächsten ein, zwei Jahren entschieden werden.“ In spätestens zehn bis 15 Jahren würden die aktuell in Rente gehenden Babyboomer auch fragil und gebrechlich, so der Leiter des Instituts für Geriatrische Forschung der Uniklinik Ulm.
Politische Entscheidungen dringend notwendig
Zunehmend wichtig werde deshalb in Zukunft auch ein digital vernetztes Gesundheitssystem, um die gesamte Geschichte eines Patienten bei der Behandlung im Blick zu haben. Insbesondere bei hochbetagten Patienten müssen zahlreiche Diagnosen, Medikamenteneinnahme und Begleiterkrankungen mit berücksichtigt werden um Folgeprobleme und Wiedereinweisungen zu vermeiden.
„Die Medizin, alle behandelnden Stellen oder pflegenden Stellen müssen eigentlich irgendwie die Informationen miteinander austauschen“, sagte Denkinger. „Wenn das gelänge, wäre das ein Gamechanger.“ Bisher passiere das nicht ausreichend. Die elektronische Patientenakte werde diesem Anspruch bisher nicht gerecht.
In Weimar beginnt am Donnerstag der 37. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie. Die Veranstalter erwarten rund 700 Teilnehmende und 262 Referierenden aus allen Bereichen der Altersmedizin.