Talsperre: Edersee fast leer – Tourismus und Schifffahrt leiden

Der Edersee ist nur noch zu knapp 12 Prozent gefüllt. Betriebe kämpfen deshalb mit Umsatzeinbußen, die Oberweser verliert ihre Schiffe. Warum sich die Lage so schnell nicht entspannen dürfte.

Der Füllstand des Edersees ist aufgrund der Trockenheit in den vergangenen Monaten weiter deutlich gesunken. Der größte Stausee Hessens ist inzwischen nur noch zu knapp 12 Prozent gefüllt. Die Anlage kann mit ihrer 48 Meter hohen Staumauer 200 Millionen Kubikmeter Wasser stauen. Zuletzt waren es lediglich rund 23,8 Millionen Kubikmeter. Das hat Auswirkungen auf den Tourismus in der Region. 

Im Vergleich zu den Vorjahren seien weniger Buchungen zu verzeichnen, sagte Lisa Brüne, Pressesprecherin der Edersee Marketing GmbH. „Hiervon sind teilweise auch die Sommerferien betroffen gewesen.“ Insbesondere Anbieter von Wassersportaktivitäten hätten ihre Angebote frühzeitig einstellen müssen und verzeichneten entsprechende Umsatzeinbußen, erläuterte Brüne. Aktuell gebe es tendenziell knapp zehn Prozent weniger Buchungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Wichtig für Ferienregion und Schifffahrt

Das Wasser des Edersees ist ein Politikum. Zum einen ist es für den Tourismus und Wassersport der nordhessischen Ferienregion wichtig. Gleichzeitig dient es aber auch der Schifffahrt auf der Weser. Denn es wird zur Regulierung der Weser und des Mittellandkanals genutzt. Die Talsperre versorgt die Bundeswasserstraßen, damit sie schiffbar bleiben. 

Momentan werde nach Rücksprache mit der zuständigen Wasserwirtschafts- und Umweltbehörde beim Regierungspräsidium Kassel nur eine Minimalmenge von 3 Kubikmetern pro Sekunde abgegeben, erklärte Jens Köhne vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser (WSA), das für die Bewirtschaftung der Edertalsperre zuständig ist. Infolge der reduzierten Abgabe sinkt der Pegelstand der Oberweser. Nach Angaben des Amtes ist dort aktuell keine gewerbliche Schifffahrt mehr möglich. Auch Sportboote mit Motorantrieb könnten den Fluss kaum noch nutzen.

Zu wenig Regen in den vergangenen Monaten

Verantwortlich für den geringen Füllstand der Edertalsperre sei die Kombination aus regenarmen Monaten in den Einzugsgebieten von Werra, Fulda und Eder. Sie sorge dafür, dass die Zuflüsse aus allen drei Flüssen recht gering seien. „Von März bis August ist im Einzugsgebiet der Edertalsperre keinen Monat mehr als 50 Prozent Niederschlag des langjährigen Mittels gefallen“, sagte Köhne. Die deshalb nicht vollständig gefüllte Talsperre habe bereits deutlich früher als üblich erstmalig stützen müssen und zuletzt auch mit vergleichsweise viel Wasser. 

Entspannung ist laut Köhne nicht in Sicht. „Dieses Szenario zieht sich nun auch in den Herbst.“ Die Füllung der Talsperre beginne üblicherweise erst wieder im Winter. „Die aktuelle Wetterlage ist trotz deutlich reduzierter Abgabe aus der Talsperre lediglich in der Lage, den weiteren Abstau zu verlangsamen.“ 

Historischer Tiefstand nicht zu erwarten

Der historische Tiefstand ist laut Köhne aufgrund der in der Betriebsvorschrift eingezogenen Grenze bei 10 Prozent Füllstand. „Diese können theoretisch erreicht werden, wenn auch der Oktober und November trocken bleiben.“ Davon sei zunächst aber nicht auszugehen. „Die aktuellen Zuflüsse erlauben eine Abgabe über die nächsten 30 Tage, bevor der untere Grenzwasserstand erreicht wird.“ 

Die allgemeine Wettertendenz scheine höhere Zuflüsse zu bringen, sodass es immer wieder zum Ausgleich von Abgaben komme, die für eine zeitliche Verschiebung des Erreichens des niedrigsten möglichen Füllstandes sorgten. „Momentan ist das Erreichen des „Eisernen Bestandes“ zwar möglich, aber eher unwahrscheinlich“, so Köhne.